Gründerinnen im Porträt

MentalStark: Die Bedürfnisse der Nutzer:innen optimal adressieren

Ich bin Sally Schulze, Psychotherapeutin, Expertin für Frauenheilkunde und gemeinsam mit Vera Claas und Mischa Zöller Gründerin des Start-Ups MentalStark. Wir von MentalStark haben uns die Frauengesundheit auf die Fahne geschrieben. Erkrankungen und Schwierigkeiten der Frauenheilkunde sind schon viel zu lange verkannt und tabuisiert. Wirmöchten wissenschaftlich fundiertes Wissen bieten, mit Mythen aufräumen und allem vorweg die Versorgungslücke auf der psychologischen Ebene schließen. Unser erstes Modul hilft beim Thema Unerfüllter Kinderwunsch. Weitere Module wie Adipositas und Schwangerschaft und Endometriose sind in Planung.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Die Besonderheit an MentalStark ist unser Bleded-Care-Konzept.  Also die Zusammensetzung von unterschiedlichen Features, sodass die Bedürfnisse der Nutzer:innen optimal adressiert werden können. So können diese über unsere Onlineplattform zu jeder Tages- oder Nachtzeit von überall psychologische Unterstützung in Form von Texten, Podcasts oder Videoformaten abrufen. Im Behandlungstagebuch können Nutzer:innen ihre Behandlung dokumentieren. Auf Basis dieser Informationen werden mithilfe des Machine-Learning-Recommenders Onlineinhalte empfohlen, welche perfekt auf die aktuelle und individuelle Situation abgestimmt sind. Es ist uns sehr wichtig, dass Nutzer:innen neben den Onlineinhalten entsprechend des sogenannten Blended-Care-Ansatzes auch Zugang zu realen Expert:innen und Erfahrungsaustausch haben. So bietet MentalStark innerhalb von 48 Stunden die Möglichkeit eines Einzelgesprächs sowie wöchentliche psychologisch moderierte Selbstfürsorgegruppen. Natürlich beides online per Videokonferenz.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Während meiner Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin habe ich vier Jahre in der Geburtshilfe der Uniklinik Frankfurt gearbeitet. Dort blieben Frauen, die ihr Baby verloren haben, oft alleine, da das Umfeld überfordert war. Dabei hätten sie bei diesem Schicksalsschlag eine professionelle Person an ihrer Seite gebraucht. Aufgrund meiner Ausbildung und meines Fachwissens wusste ich, dass ich die Frauen in ihren Angst- oder Verlustzuständen gut unterstützen kann. In meiner nächsten Tätigkeit, der Telefonberatung von Mitarbeitenden in größeren Unternehmen, habe ich erlebt, wie Menschen auf unkomplizierte Weise unterstützt werden können. Diese Erfahrungen haben mich 2020 dazu bewegt, MentalStark zu gründen. So konnte ich die Erkenntnisse meiner Berufserfahrung in die Praxis für Frauenheilkunde umsetzen.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

In meiner Arbeit auf der Geburtshilfe ist mir bewusst geworden, dass die Frauenheilkunde bei Bedarf zwar die medizinischen Aspekte, jedoch nicht die einhergehende mentale Belastung abdecken kann. Die passende psychologische Unterstützung gibt es bisher nicht, erst recht nicht online und breitflächig verfügbar. Durch meine Arbeitserfahrung im klinischen sowie im wirtschaftlichen Kontext habe ich erkannt, dass selbst für überzeugende Konzepte Finanzierungsmöglichkeiten in Krankenhäusern oft begrenzt, in der Wirtschaft aber durchaus vorhanden sind. So entstand die erste Idee für MentalStark als App für die Begleitung von Frauen bei der Behandlung von Erkrankungen der Frauenheilkunde.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

MentalStark war nicht möglich ohne meine Mitgründer:innen Vera Claas und Mischa Zöller. Vera unterstützt unsere Vision als CFO und Produktmanagerin und Mischa als CTO, er übernimmt IT-Sicherheit und den Datenschutz. Zusammen sind wir der innere Kern von MentalStark. Ein weiterer bedeutender Sparringspartner für die initiale Entwicklung der Idee war mein Doktorvater Prof. Dr. Frank Louwen, der bis heute Mitglied unseres wissenschaftlichen Beirats ist. Darüber hinaus wurde und wird der Entwicklungsprozess von MentalStark von vielen wertvollen Händen getragen, für deren Unterstützung und Mithilfe ich sehr dankbar bin. Ohne sie wäre MentalStark nicht das, was es heute ist – ein junges, buntes und energiegeladenes Start-up mit Blick nach vorne.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Mit dem Gründungsentwurf für MentalStark haben wir das Hessen-Ideen-Stipendium gewonnen, was den Gründungsprozess finanziell vereinfacht hat. Dennoch stecken in MentalStark zum großen Teil auch die eigenen Mittel des Gründerteams. In unserem Entwicklungsprozess haben wir mit dem zukunftsweisenden Konzept von MentalStark diverse Awards gewonnen, wie etwa den eHealth Award des Landes Hessen. Diese bieten neben finanziellen Mitteln auch Vernetzungsmöglichkeiten oder andersartige Unterstützung im Aufbauprozess.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

MentalStark ist in unterschiedlichen Bereichen tätig und lässt sich somit auf verschiedenen Wegen entdecken. Zum Beispiel streben wir die Zusammenarbeit mit Kinderwunschkliniken an, sodass MentalStark jedem Paar von Beginn der Behandlung an angeboten wird. Das Alltagsgeschäft der Kinderwunschkliniken lässt wenig Raum für die Fragen oder die mentale Belastung der Frauen in Behandlung. Das Angebot von MentalStark soll diese Punkte auffangen und entlastet somit die Kliniken sowie die Frauen in Behandlung – eine klassische Win-win-Situation also. Darüber hinaus ist MentalStark auf Social Media vertreten. Etwa auf Instagram macht MentalStark mit täglichen Stories und Posts auf die mentale Gesundheit in der Frauenheilkunde aufmerksam. Weitere Aufmerksamkeit gewinnen wir über Artikel in Magazinen und Zeitschriften oder über Fernsehauftritte, in welchen ich als Expertin für Fragen zur Verfügung stehe.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Die Nutzungsstudien an zwei Unikliniken verlaufen sehr erfolgreich und unsere Nutzer:innen nehmen die Hilfe von MentalStark dankend an. Das bestärkt uns darin, MentalStark weiter bei Kinderwunschkliniken bekannt zu machen sowie Krankenkassen für die Kostenerstattung zu gewinnen. Langfristig wollen wir mit MentalStark die psychologische Versorgungssituation für Frauen in medizinisch schwierigen Behandlungen spürbar verbessern. MentalStark soll dann auch andere Themen der Frauenheilkunde abdecken, zum Beispiel Risikoschwangerschaften oder Endometriose.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Ich wünsche jeder Gründerin ein verlässliches Team, in dem Vertrauen und Hilfsbereitschaft herrscht. Mit MentalStark habe ich dieses Team gefunden, welches mich in meinen Zielen unterstützt. Im Gegenzug ist meine Rolle als Führungskraft, meine Mitarbeitenden darin zu unterstützen, ihr größtmögliches Potenzial zu entfalten. Mir ist wichtig, dass alle bei MentalStark eine Position innehaben, in der sie sich wohlfühlen, Stärken ausleben, Spaß an ihren Tätigkeiten haben und so unsere Vision vorantreiben. Spaß bei der Arbeit ist uns sehr wichtig und ich würde jeder Gründerin empfehlen das systematisch immer wieder abzufragen: Was hat mir am meisten Spaß gemacht und worauf freuen ich mich am meisten?

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von MentalStark.

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