Gründerinnen im Porträt

speiki: mit Babys Spucke zum eigenen (Klein-)Unternehmen

Dr. Karin Mehling ist ein gebürtiges Münchner Kindl, Mutter und lebt mit ihrem Mann und ihren Söhnen in ihrem Heimatland Bayern. Mit ihrem Label SPEIKI bietet sie in ihrem Online-Shop textile Produkte für den Baby- und Kleinkindbedarf an. Ihr Fokus liegt auf den Themen Stillen, Ernährung & Verdauung.  Also alles rund um Babys Bauch! Im Zentrum steht das Speiki Original, ein speziell für Speikinder entwickeltes Textil. Es schützt vor Nässe und Geruch, hilft Ressourcen sparen und verringert Hautirritationen. 

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups? 

2 von 3 Neugeborene speien oder spucken in den ersten 4 bis 6 Monaten. Medizinisch spricht man gaströsophagealem Reflux. Eltern mit Reflux-Kindern sehen sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Durch das unkontrollierte Ausspeien der Milch entstehen Nässe und Geruch auf Haut und Kleidung des Babys, dazu oft Hautirritationen im Halsbereich. Hier setze ich an: Mit meinem Speiki Original schließe ich eine Lücke im Bereich der Babyausstattung. Damit besitze ich ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. 

Meine Fokus-Zielgruppe sind also etwa 500.000 betroffene Familien (pro Jahr). Darüber hinaus biete ich weitere Produkte an, die im Grunde in jede Babyausstattung gehören. Meine gesamte Zielgruppe umfasst also alle neuen Eltern! 

Foto: speiki

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang? 

Als promovierte Germanistin und gelernte Verlagskauffrau war ich 16 Jahre im Verlagswesen tätig, davon 12 Jahre im Vertrieb, zuletzt als stellvertretende Vertriebsleiterin. Mit der Geburt meines ersten Sohnes (inzwischen sind es drei Söhne) habe ich mich räumlich und beruflich verändert. Seit 2020 bin ich als PR- und Marketing-Managerin in einem IT-Unternehmen tätig. Seit Mitte 2021 bin ich außerdem als Einzelunternehmerin mit eigenem Textil-Label selbstständig. 

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen? 

2020 kam mein zweiter Sohn zur Welt. Er war goldig, gesund – und ein Speikind. Unser Sohn spuckte so viel, dass wir ihn nach jeder Mahlzeit umziehen mussten und sich seine Haut am Hals durch die Milchsäure entzündete. In dieser Zeit setzte ich mich intensiv mit dem Thema Reflux auseinander, um Ursachen und Wirkung besser verstehen zu können. Und ganz praktisch nähte ich ein Textil, dass die unerwünschten Nebenwirkungen lindert. Das Speiki war geboren! 

Da ich schon in den Jahren davor mit dem Gedanken der Selbstständigkeit gespielt hatte, es aber noch an der Idee fehlte, war der Schritt zur Gründung dann nicht mehr schwer. Ermutigt aus meinem Umfeld meldete ich im Juli 2021 mein Gewerbe an. Seitdem genieße ich trotz aller Herausforderungen die Arbeit am und im eigenen Unternehmen. Eine eigene Idee in allen Aspekten umsetzen zu können, ist so enorm inspirierend und motivierend! 

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren? 

Tatsächlich bin ich in erster Linie selbst mein größter Helfer. Meine langjährige und vielfältige Berufserfahrung und mein Ehrgeiz, immer alles selbst zu schaffen, hilft mir dabei enorm. 

Motivation erhalte ich vor allem von meinem Mann. Er bringt mich immer wieder auf die Beine, wenn ich mal frustriert oder antriebslos bin. 

Inspiration habe ich durch meinen Chef erfahren. Wir sind (fast) derselbe Jahrgang und er selbst mit fast 40 sein Startup gegründet. Für sein entgegengebrachtes Vertrauen bin ich sehr dankbar. 

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert? 

Da ich als Einzelunternehmerin, wie der Name es sagt, alle Aufgaben allein stemme, war meine größte Challenge, zu akzeptieren, dass ich nicht alles schaffen (sofort) kann. Wenn man gewohnt ist, angestellt in einem Bereich zu arbeiten (bei mir war es lange der Vertrieb, zuletzt Marketing & PR), dann kann man seinen Fokus auf seine Projekte und Tätigkeiten legen. Wenn nun noch Buchhaltung, Herstellung, Verwaltung und alle restliche Orga dazu kommen, wird plötzlich die Zeit knapp. Noch dazu mit drei kleinen Kindern! Ehrlich gesagt begleitet mich die Herausforderung noch heute täglich: Das (für alle) zufriedenstellende Management von Familie und Einzelunternehmen.  

Foto: speiki

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee? 

Tatsächlich probiere ich mich noch auf unterschiedlichsten Kanälen aus und versuche, meine Zielgruppe dort zu erreichen, wo sie unterwegs ist.  

Viel Herzblut stecke ich in meinen Instagram-Account, dort informiere ich rund um die Themen Reflux, Stillen, Speien. 

Als Offline-Marketingaktion habe ich Postkarten mit Sprüchen als Eyecatcher designt: „Hat der Spu(c)k kein Ende?“ und „Leben im Überfluss“. Diese streue ich u.a. in Arztpraxen, Rückbildungskursen etc. 

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt? 

Mittels Bootstrapping. Das meiste Kapital stecke ich in die Herstellung, da mir die Qualität meiner Produkte enorm wichtig ist. Ich lasse in Deutschland herstellen, da mir Nachhaltigkeit und Regionalität am Herzen liegen. Das wirkt sich allerdings spürbar auf die Kosten aus. 

Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich ein Budget festgelegt, dass ich auf jeden Fall ausgeben kann. Darüber hinaus möchte ich meine Ausgaben durch Umsätze decken. Im Moment fehlt es mir noch an Sichtbarkeit, was sich auf die Absätze auswirkt. Deshalb ist mein finanzieller Spielraum aktuell klein. Doch ich bleibe erfinderisch! 

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen? 

Beruflich: Derzeit befinde ich mich noch ganz am Anfang meiner Reise. Mein Ziel für 2023 ist es, schwarze Zahlen zu schreiben. Nicht so einfach bei einer (selbst) limitierten Bootstrapping-Finanzierung! Mein Traum für die nächsten Jahre: Eine Umsatzrendite, die mich finanziell unabhängiger macht, eine Platzierung meiner Produkte im stationären Handel und vielleicht eine*n Mitarbeiter*in, der mich unterstützen kann, um noch mehr Power auf die Straße zu bringen! 

Privat: Mit dem Wohnmobil und der ganzen Familie durch Schottland bis hoch zu den Hebriden. 

Foto: speiki

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen? 

Sei nicht so streng mit Dir selbst! Wenn Du bisher dachtest, Du hattest eine*n strenge*n Vorgesetzte*n, dann bist Du wahrscheinlich jetzt überrascht, dass Du noch viel härter mit Dir umspringst. Sei stattdessen stolz auf Dich und zeig auch mal Nachsicht! Du machst das klasse. 

Mach Feierabend! Versuche, nicht 24/7 für Dein Unternehmen da zu sein, es wird es Dir nicht danken. Gönn Dir stattdessen Pausen, um Kraft zu tanken. 

Bau Dir ein Netzwerk auf! Der Austausch mit anderen, die denselben oder ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen, ist oft hilfreich und heilsam. Und im besten Fall könnt Ihr Euch gegenseitig promoten! 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von SPEIKI: www.speiki.shop

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