Gründerinnen im Porträt

VANESSA NORD: Sport. Events. Nachhaltigkeit.

VANESSA NORD: Sport. Events. Nachhaltigkeit.

Das Unternehmen VANESSA NORD berät Verbände, Clubs und Ligen in der strategischen Konzeptionierung, Implementierung und Umsetzung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie bei Sportveranstaltungen und/oder im laufenden Spielbetrieb. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll dabei als Grundlage für jede Handlung dienen und für eine langfristig wachsende Zukunft, ein soziales Miteinander und eine bestmögliche Umweltverträglichkeit im Profisport stehen. Gegründet wurde das Unternehmen 2019 von Vanessa Nord in Kassel, inzwischen ist das Start-up nach Frankfurt am Main umgezogen.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Nur 27% der Deutschen denken, dass der Sport großen Wert auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit legt. Dagegen wollen allerdings 70% von ihnen wissen, was Unternehmen für die soziale und ökologische Nachhaltigkeit tun, die sie konsumieren und hinter denen sie stehen. Genau diese Differenz lohnt es sich zu betrachten und den Profisport nachhaltiger zu gestalten. Vor allem die Unternehmen in der freien Wirtschaft merken diesen Druck derzeit bereits enorm, denn der/die Kunde/in kann im Geschäft bereits auswählen, ob er/sie Produkt A oder B kaufen möchte. Beim Sport ist es noch nicht so, dass Fans die Sportart oder den Lieblingsverein hin zu einem nachhaltigeren Verein oder Sportart wechseln würden. Hier ist die Emotionalität und Verbundenheit ein Punkt, von dem der Sport derzeit noch profitiert. Trotzdem muss der Sport seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, denn Nachhaltigkeit ist kein  Trendthema mehr. Außerdem besteht eben genau hier eine große Chance, die Menschen in Ihrer Freizeit abzuholen und durch die Emotionalität beim Sport auch auf unangenehme Themen aufmerksam zu machen. Wobei Nachhaltigkeit meist schöne Themen sind und Spaß machen!

VANESSA NORD wurde 2019 daher gegründet mit dem Bestreben, Verantwortung zu übernehmen und eine Veränderung hin zu mehr Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Fairness im Sport zu erreichen.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Ich arbeite mit diversen Clubs und Verbänden aus dem Profisport zusammen und bin nicht auf eine Sportart fokussiert. Ich habe dauerhafte und langfristige Projekte wie mit der DEL2 (zweite Deutsche Eishockeyliga) oder gemeinsam mit dem Multisportevent den European Championships München 2022. Außerdem hab ich einzelne zeitlich befristete Projekte, wie für den FC Bayern München oder Sports for future.

Derzeit besteht meine Arbeit zudem aus viel Aufklärungsarbeit, was Nachhaltigkeit für den Sport überhaupt bedeutet. Dazu habe ich viele Bildungsaufträge, wo ich im Auftrag von Verbänden oder Vereinen Workshops und Seminare gebe, um deren Stakeholder zu schulen und über die Chancen und Möglichkeiten zu informieren. Mittlerweile gehören hierzu auch internationale Verbände, wie z.B. der Europäische Handball Verband.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe Sportmanagement studiert und bin dann über Praktika und Umwege zum Deutschen Boxsport-Verband gekommen. Hier hatte ich das Glück bereits bei einer Heim-WM (2017 in Hamburg) mit dabei sein zu dürfen, was ein unfassbar tolles Erlebnis ist! Einen größeren Höhepunkt kann für mich wohl nur noch durch Olympische Spiele im eigenen Land erreicht werden. Beim Deutschen Boxsport-Verband war ich für die Veranstaltungen zuständig und habe den jährlichen Weltcup und die Deutschen Meisterschaft in allen Altersklassen verantwortet. Nebenher hab ich mich noch um die Visaangelegenheiten der Nationalmannschaften und Gäste und die Belange der Landesverbände gekümmert. Es war eine tolle Zeit für mich in einer absoluten Randsportart in Deutschland, wo ich irgendwann wusste, dass ich weiter gehen will und noch mehr bewirken möchte.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich persönlich hatte das Bedürfnis eine sinnstiftende Arbeit zu leisten, die die bestmöglichen Voraussetzungen für den Spitzensport auf höchstem Niveau hervorbringt. Dabei war mir immer wichtig, Bedingungen zu schaffen, die nicht auf Kosten von anderen oder der Umwelt gehen. Fairplay ist ein Grundwert des Sports und diesen müssen wir auf Menschen und die Umwelt beziehen!

In vielen Gesprächen wurde mir klar, dass unterschiedliche Sportarten, Verbände, Ligen, Vereine und diverse Events vor der Herausforderung stehen, eine authentische Haltung im Bereich Nachhaltigkeit zu entwickeln und so umzusetzen, dass ein Mehrwert entsteht, der allen gut tut. Hier fehlte es an Wissen, strategischen Konzepten und personellen Ressourcen, die ich nun übernehmen.

Außerdem habe ich als Angestellte keine Möglichkeiten bekommen, mich weiterzuentwickeln und mehr Verantwortung zu bekommen, die ich gerne haben wollte. Ich bin extrem ehrgeizig und habe Spaß daran, Karriere zu machen. Durch meine Gründung habe ich das Gefühl, dass ich die Karriere voran getrieben habe, weil ich extrem schnell gelernt habe, Entscheidungen zu treffen, diese zu verantworten und auf neue und teils unvorhergesehene Gegebenheiten zu reagieren.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Ich habe viele erfahrene Sportmanager im Hintergrund, die ich immer wieder anrufe und nach Feedback frage – allerdings alle ganz individuell und ideen- und themenbezogen.
Zur Gründung habe ich über ProjectTogether einen Coach bekommen gehabt, mit dem ich mir dann die Bälle immer hin und her spielen konnte, als es um Themen wie Logo, Website, Fotos, Ausformulierungen, usw. ging. Zu Beginn hab ich auch meinen Steuerberater öfter angerufen, als ich es jetzt tue.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Die größte Herausforderung war das Pricing. Ich hatte kein Selbstbewusstsein und wusste nicht, was meine Arbeit und meine Leistungen wert sind. Da hilf nur ganz viel reden und offen über Geld sprechen, was ich viel mit teils fast fremden Unternehmer:innen getan habe oder sogar im Nachgang mit Kunden. Es kam vor, dass ich einfach gefragt habe „Bin ich aus eurer Sicht teuer oder hättet ihr noch mehr bezahlt?“ Das ist am Anfang eine Überwindung, aber ein völlig unnötiges Tabuthema, denn jeden betrifft das Thema Geld – auch das Gegenüber.

 

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Am wichtigsten aus meiner Sicht ist, eine Personal Brand auf LinkedIn aufzubauen. Dies gilt für Unternehmerinnen wie Arbeitnehmerinnen. Im Sport ist die Branche sowieso sehr klein und man kennt sich, daher ist es wichtig sich zu zeigen (was nichts mit Selbstdarstellung zu tun hat und ganz weit weg davon ist!). Ansonsten habe ich eine Homepage und einen Instagram Kanal.
Außerdem besuche ich regelmäßig Kongressen und nutze Netzwerkveranstaltungen, die vor Ort stattfinden und bei denen man am besten mit anderen ins Gespräch kommen kann. Ein Netzwerk ist sowieso sehr wichtig! Es geht hierbei darum, in einer lockeren Atmosphäre ein Gespräch zu mehr Nachhaltigkeit aufzubauen, ohne dass jemand sich überrumpelt fühlt. Nebenher habe ich noch ganz viele ehrenamtliche Tätigkeiten, wo ich mich für den Sport engagiere und die dazu beitragen, dass ich und mein Unternehmen sichtbar werden.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Das beste Marketing sind authentische und konstruktive Beiträge auf LinkedIn, die zeigen, dass ich mir Gedanken mache, eine Meinung habe und mich positioniere. Bisher habe ich nur einmal eine böse Nachricht bekommen, ansonsten erkenne ich von der Reichweite und dem Feedback, dass es hilft, wenn man sich konstruktiv mit Themen auseinander setzt und insgesamt die Branche weiterentwickeln will. Dazu ist es hilfreich, wenn man sein eigenes Ego ganz weit hinten anstellt oder es eben komplett verschwinden lässt. Von Egoprofilierungen haben wir auf LinkedIn genug und das möchte keiner mehr lesen (zumindest den Menschen, denen ich begegne).

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Die Gründung erfolgte ohne finanzielle Hilfe von Freunden, Familie, Darlehen oder Business Angels. Die Gründung war zu 100% eigenfinanziert durch Ersparnisse und wird noch immer in der vollen finanziellen Verantwortung durch mich getragen. In den ersten Monaten habe ich einen Gründungszuschuss von der Bundesagentur bekommen, der sich an dem Niveau meines Arbeitslosengeldes orientiert hat.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Ich habe im April 2020 ein Online-Meetup für das Sportbusiness mitgegründet, welches ProjectC heißt.Dies ist eine Diskussionsplattform, auf der wir uns mit unterschiedlichen Experts zu diversen Themen und Fragestellungen aus dem Sport in einer kleinen und vertrauensvollen Runde austauschen. Hier entsteht eine starke Community, die das Sportbusiness weiterentwickeln möchte und etwas bewirken will. Ich finde die Gemeinschaft und die Inhalte, die dort entstanden sind, großartig. Mein Traum ist es, eine Community und ein Netzwerk mit Professionals aufzubauen, die sich gegenseitig unterstützen und als Netzwerk Projektaufträge bekommen, die sie gemeinschaftlich lösen, weil in jedem Bereich und für jede Aufgabe immer ein Experte bei ProjectC vorhanden ist.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Einfach machen! Es ist mutig, ja, aber auch sehr erfüllend! Also einfach anfangen und einen Schritt nach dem anderen gehen. Nicht am Anfang schon ans Ende denken. Die Gründung ist ein Marathon, wo man beim ersten Schritt und dem ersten Kilometer anfängt und nicht direkt durch die Ziellinie läuft.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von VANESSA NORD.

Vanessa Nord ist Bewerberin beim Hessischen Gründerpreis 2021.

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