Gründerinnen im Porträt

Wombly: Adaptive Bekleidung für Frühgeborene, Babys und Kinder

Die drei Gründerinnen Lena Förster, Lina Phyllis Falkner und Jana Walther haben im Februar 2022 die Firma Wombly GbR gegründet. Ihr Start-up stellt adaptive Bekleidung für Frühgeborene und für Babys und Kinder bis 6 Jahre mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen her. Mittelfristig wollen sie die Altersspanne deutlich ausbauen und langfristig auch adaptive Bekleidung für Erwachsene anbieten.  

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups? 

Bekleidung ist ein industrieller Sektor, in dem seit der Erfindung der fast fashion kaum Nischen geblieben sind. Wir haben uns auf adaptive Kleidung spezialisiert und möchten mit unseren Produkten eine völlig übersehene Zielgruppe bedienen. Dadurch entsteht der im Modesektor seltene Fall, dass sich ökonomische und ethische Zielsetzungen wunderbar integrieren lassen. Indem wir eine Verleihplattform in unseren Onlineshop einbinden, agieren wir noch sozialer und nachhaltiger.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang? 

Lena Förster studierte Bekleidungstechnik an der HTW in Berlin und hat einige Jahre als Produktionsmanagerin bei einem mittelständischen Berliner Modeunternehmen gearbeitet, bevor sie sich 2019 für die Selbständigkeit entschied. Von 2019 – 2021 arbeitete sie mit Lina Falkner und Jana Walther zusammen für das chinesische Mode-Startup La Fontaine.

Lina Phyllis Falkner studierte Mode-Design an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Nach ihrem Master 2017 arbeitete sie als freiberufliche Mode-Designerin. Von 2019 – 2021 arbeitete sie mit Lena Förster und Jana Walther zusammen für das chinesische Mode-Startup La Fontaine.

Jana Walther ist Bekleidungstechnikerin und leitete über zwanzig Jahre lang die Schnittabteilung in einer großen Produktionsstätte in Bangkok. Sie war maßgeblich am Aufbau der Firma beteiligt, die zu Beginn eine Handvoll Mitarbeiter:innen beschäftigte und auf über 200 Mitarbeiter:innen wuchs. Von 2019 – 2021 arbeitete sie mit Lena Förster und Lina Falkner zusammen für das chinesische Mode-Startup La Fontaine.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen? 

Wir drei Gründerinnen waren alle unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und dem grundsätzlichen, unhinterfragt ausbeuterischen Ansatz der Bekleidungsindustrie. Wir wollten sowohl unsere eigenen Herrinnen sein, als auch Produkte anbieten, die wirklich gebraucht werden. Der nachhaltige Ansatz bezieht sich bei uns nicht nur auf die Produkte, sondern auch auf den Umgang mit allen Mitarbeiter:innen, egal ob im Designbüro, in der Fertigung oder im Versandteam. Als Arbeitnehmerin ein industriell agierendes Unternehmen zu finden, mit dem man in diesen Hinsichten konform geht, ist wirklich schwierig.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren? 

Inzwischen haben wir ein sehr hilfreiches Netzwerk aus Berater:innen aufgebaut, die uns regelmässig beraten. Wir werden von Consultants, Ärzt:innen, Pfleger:innen, Software Entwickler:innen, VC Investor:innen, betroffenen Eltern, Startup-Gründer:innen und Anwält:innen unterstützt.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert? 

Die größte und noch nicht abgeschlossene Herausforderung, vor der wir stehen, ist der erfolgreiche Abschluss unserer ersten Finanzierungsrunde. Der größte Erfolg bis dato für uns war es, ein Jahr unbezahlte Arbeit durchzuhalten, bevor das Produkt und die Zielgruppe greifbar wurde. Inzwischen haben wir Prototypen in der Hand, ernten viel Begeisterung für unser Konzept und sind stolz, dass wir die Durststrecke durchgehalten haben.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?  

Wir konzentrieren uns aufgrund der Nischen-Zielgruppe auf social-media-marketing, um Betroffenen an den Orten zu begegnen, an denen sie selbst aktiv sind. Außerdem machen wir über Vereine, Krankenhäuser, Hebammen, Gesundheitszentren und Betroffenengruppen auf uns aufmerksam.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee? 

Wir stellen ein Nischenprodukt her, das wirklich gebraucht wird, und das trotz des hohen Bedarfs so bisher kaum angeboten wird. Das macht die Vermarktung für uns viel einfacher: anders als die meisten Hersteller:innen müssen wir den Kund:innen nicht durch Marketing einreden, dass sie unser Produkt brauchen. Wir müssen nur darauf aufmerksam machen, dass es endlich ein Unternehmen gibt, das die entsprechenden Produkte herstellt. Wir wollen den Betroffenen außerdem nicht nur ein Produkt anbieten sondern auch eine Plattform, auf der sie sich gesehen fühlen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt? 

Gerade haben wir eine Startnext Crowdfunding Kampagne angestoßen und hoffen, dass sich die erste Produktionsrunde darüber finanzieren wird. Auf dieser Basis möchten wir eine erste Pre-Seed Finanzierungsrunde durchführen und haben dafür bereits Zusagen von Investor:innen. Wir sind auf der Suche nach weiteren Angel- und Impact-Investor:innen, um die erste Runde erfolgreich abzuschließen.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen? 

Wir würden sehr gern selbst irgendwann in der Lage sein, junge Gründerinnen bei ihren Visionen zu unterstützen. Projekten mit einer tollen Mission auf die Füße zu helfen, stellen wir uns sehr beglückend vor.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen? 

Etwas zu gründen, bei dem die Mission im Vordergrund steht, nicht nur der Gewinn. Unserer Erfahrung nach kann man sich durch die harten Phasen am besten durchbeißen, wenn man von ganzem Herzen daran glaubt, dass es wichtig und notwendig ist, was man da macht.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von Wombly.

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