Gründerinnen im Porträt

Wombly: Adaptive Kleidung für Babys & Kinder

Wombly ist ein kleines Berliner Unternehmen und macht anpassbare Kleidung für Frühgeborene und für Kinder mit Pflegebedarf. Gegründet wurde das Startup von Lina Falkner und Lena Förster. Zielgruppe sind Eltern von Frühgeborenen und von Kindern, die temporär oder langfristig auf medizinische Versorgung am Körper angewiesen sind. Ihre Kleidung verfügt über spezielle Öffnungen und Details, die den Umgang mit der Versorgung signifikant erleichtern und damit Kinder wie Eltern viel Zeit und Nerven sparen. Wird ein Kind beispielsweise über eine Magensonde ernährt, lässt sich diese mit unserem Sondenbody schnell und problemlos versorgen, ohne dass das Kind ausgezogen werden muss. Hat ein Kind sich den Arm gebrochen und kann gerade keine normale Kleidung tragen, ist es mit einem Wombly Longsleeve mit aufknöpfbaren Ärmeln schnell schmerzfrei und gemütlich angezogen, ohne dass Kleidung zerschnitten werden muss.

Lina Falkner und Lena Förster sind Titelträgerinnen 2023/24 der Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Wir machen Produkte für eine Zielgruppe, die von der Industrie komplett übersehen und außerdem stigmatisiert wird. Jedes unserer Produkte ist innovativ und bedarf dafür besonders viel Zeit und Konzentration in der Produktentwicklung. Wir arbeiten eng mit Eltern und Pflegepersonal zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Produkte eine wirkliche Problemlösung darstellen. Uns ist sehr wichtig, dass die Kleidung das Selbstbewusstsein fördert, fröhlich und kindgerecht ist und stigmatisierende oder exkludierende Assoziationen nicht zulässt.

Was motiviert Sie?

Die glücklichen und dankbaren Eltern und Großeltern – diese Motivation ist unerschöpflich.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Wir Gründerinnen kommen beide aus der Bekleidungsindustrie, Lena Förster ist Bekleidungstechnikerin, Lina Phyllis Falkner Mode-Designerin.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die untragbare Marktlücke adaptive Kleidung und die grundsätzlich prekären Bedingungen in der Modeindustrie.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer*innen und Mentor*innen?

Wir haben unglaublich viel unbezahlten Rat und Unterstützung von Menschen erhalten, die unsere Idee toll fanden und uns deshalb helfen wollten. Von unserem Anwalt über befreundete ehemalige Startup-Gründer*innen oder eine Kinderkrankenschwester aus dem persönlichen Umfeld hin zu Marketingspezialist*innen. Im Rahmen unseres Stipendiums haben wir natürlich strukturiert Rat und Unterstützung erhalten und dieses Jahr werden wir von der Bundesregierung als Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschlands ausgezeichnet, da ist Coaching und Mentoring das Preisgeld und es war bisher ausgesprochen hilfreich.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung bisher umgesetzt und was sind zukünftige Pläne beziehungsweise Ideen dafür?

Wir Gründerinnen waren ein Jahr lang über das Berlin Startup Stipendium Future Health finanziert. Innerhalb dieses Jahres fanden wir einen Angel Investor, der die erste Finanzierungsrunde übernahm. Gerade bereiten wir eine weitere Finanzierungsrunde für Mitte 2024 vor.

Welchen Traum möchten Sie mit ihrem Unternehmen/Projekt verwirklichen?

Wir möchten erstens barrierearme Kleidung salonfähig machen und damit einen Beitrag zu Inklusion und Teilhabe von Kindern mit Pflegebedarf leisten. Das klingt so abstrakt, aber ein Kleidungsstück kann den Unterschied machen – dafür, dass Eltern sich beispielsweise trauen, trotz der Versorgung oder beispielsweise einer Inkontinenz mit dem Kind rauszugehen oder an einer Veranstaltung teilzunehmen.

Zweitens möchten wir ein Bekleidungsunternehmen aufbauen, das von Anfang nachhaltig gedacht ist. Das ist eine große Herausforderung und immer ein Kompromiss. Aber wir möchten agil und wachsam bleiben und versuchen, möglichst oft den nachhaltigeren Weg zu gehen, auch wenn er weiterhin der beschwerlichere Weg ist.

Was macht Sie als Unternehmer*innen-Persönlichkeit aus?

Wir sind wahrscheinlich „typisch weibliche“ Gründer*innen, die nicht nur auf Gewinnmaximierung aus sind, sondern das große Ganze sehen, einen hohen Anspruch an die Unternehmenswerte haben und aufmerksam sind für unsere eigenen Bedürfnisse, statt wie Maschinen zu funktionieren. Das alles ist ökonomisch betrachtet nicht immer sachdienlich, aber wir versuchen, eine Balance zu finden. Humor hilft.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Lass Dich von erfahrenen Gründer*innen beraten und höre auf sie. Sie haben fast alles, was Dir bevorsteht, schon selbst erlebt. Und sie haben die besten Kontakte. Bau Dein Netzwerk so früh wie möglich auf. Halte Dein Produkt so einfach wie möglich und die Produktrange so klein wie möglich. Teste Dein Produkt so unfertig wie möglich. Und jemand hat uns mal gesagt: Wenn Du nach Geld fragst, bekommst Du Rat, wenn Du nach Rat fragst, bekommst Du Geld.

Vielen Dank!

Hier geht es direkt zur Website von Wombly: www.wombly.com

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