Gründerinnen im Porträt

Xia Pleasure Objects: Sichere, ergonomische und nachhaltige Sextoys

Vivien D. LaFleur ist die Gründerin von Xia Pleasure Objects. Ihre Mission ist es, Sextoys sicherer, ergonomischer und nachhaltiger zu gestalten. Ihre Zielgruppe sind Menschen mit Bewusstsein für Nachhaltigkeit und einer feministischen Einstellung. Ein großer Teil der Zielgruppe ist auch die queere Community, die Wert auf hochwertige, individuelle Produkte ohne geschlechtsspezifische Vorurteile legt.

Vivien D. LaFleur ist Titelträgerin 2023/24 der Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

In einer Industrie, die immer noch stark stigmatisiert wird und in der es keine einheitlichen und verbindlichen Regulierungen zur Produktsicherheit gibt, setze ich mich mit Xia Pleasure Objects für einen neuen Standard ein und erschaffe etwas, das sich nicht nur sexuell gut anfühlt.

Die Xia Produkte werden in Spanien hergestellt und sind tierversuchsfrei und unabhängig von zwei Laboren auf Biokompatibilität und Schadstoffe geprüft und haben einen nachhaltigen und ergonomischen Designansatz. Außerdem spenden wir pro verkauftem Produkt zwei Euro an queere und feministische Organisationen.

Was sind Ihre bisherigen Meilensteine seit der Gründung beziehungsweise seit der ersten Idee des Projekts?

Die erste Idee für das Projekt hatte ich 2016, als mir bewusst wurde, wie schrecklich die Qualität der meisten Sextoys ist, die es so zu kaufen gibt. Seitdem habe ich ein erstes Produkt entwickelt, Finanzierung für die erste Produktionscharge und den Onlineshop gesichert, während der Pandemie gegründet und 2021 den Xia One Dildo gelauncht. In den letzten paar Jahren gab es erste große Kollaborationen mit Marken wie Erlich Textil, CHEEX und Hulfe Studio und wenn alles nach Plan läuft, kommen schon bald die nächsten Produkte raus.

Was motiviert Sie?

Meine größte Motivation ist das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und hochwertige Produkte. Ich wünsche mir, dass dieses Bewusstsein endlich auch in der Sextoy-Branche ankommt, wo Produkte hergestellt werden, die mit unseren sensiblen Schleimhäuten in Kontakt kommen, in der es aber keine Sicherheitsregulierungen gibt und Nachhaltigkeit kaum bedacht wird. Jede Person – die möchte – sollte die Möglichkeit haben, ihre Lust sicher erforschen zu können, ohne negative Auswirkungen auf ihren Körper.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Mein Hintergrund liegt ursprünglich in der Körperarbeit: Ich habe viele Jahre als Schauspielerin/Performerin, Sprecherin und Masseurin gearbeitet, mich interessiert alles was (positive) Gefühle im Menschen auslösen kann. In den letzten Jahren habe ich mich in Produktdesign und E-Commerce Management aus- und weiterbilden lassen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf sozialer Gerechtigkeit, Feminismus und Nachhaltigkeit.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich war immer schon selbstständig, seit ich 17 Jahre alt bin. Früher freiberuflich als Masseurin und Schauspielerin und nun mit meinem eigenen Online-Shop, wobei es schon nochmal was anderes ist, Produkte herzustellen und zu verkaufen, als eine Dienstleistung anzubieten. Xia Pleasure Objects habe ich gegründet, da ich auf dem Markt kein Unternehmen gefunden habe, das den Standards entspricht, die ich umsetzen wollte. Also habe ich es selbst in die Hand genommen und mein eigenes Unternehmen gegründet.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer*innen und Mentor*innen?

Zu Beginn habe ich viele Gründungsseminare besucht, wie zum Beispiel bei der Akelei in Berlin, das speziell auf frauengeführte Unternehmen ausgerichtet ist (und das ich sehr empfehlen kann). Eine weitere Anlaufstelle war für mich die IHK sowie die Erstberatung in der Gründerinnenzentrale, wo ich eine meiner späteren Mentorinnen und Darlehensgeberinnen kennengelernt habe. Die stärkste langfristige Unterstützung aber sind für mich kleine Support-Gruppen mit anderen Gründerinnen, in denen wir uns regelmäßig austauschen, Feedback geben und bei kleinen und größeren Herausforderungen helfen. Momentan habe ich im Rahmen des Programms der Kultur- und Kreativpilot*innen zwei Mentor*innen, mit denen ich während des kommenden halben Jahres an meinen nächsten Schritten arbeiten darf und bin schon sehr gespannt auf den Input!

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Eine meiner größten Herausforderungen ist wahrscheinlich, bisher alles allein zu stemmen, während ich nebenher noch an anderen Projekten arbeite. Ich merke, dass ich viel Geduld mit mir haben muss, da eben nicht alles so schnell vorangeht, wie ich es gerne hätte oder bei anderen Unternehmen sehe. Auch bin ich inzwischen auf der Suche nach einer Co-Founderin mit Business- und/oder Marketing-Hintergrund, damit wir uns ergänzen und Xia gemeinsam besser voranbringen können.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Bisher finden neue Kund*innen hauptsächlich über Social Media, den Verkauf in Shops und lokale Events und Märkte zu Xia. Am besten bewährt haben sich bisher Kooperationen mit anderen Brands, die unsere Werte teilen. Dadurch, dass das Bewerben von Sextoys auf META laut Richtlinien nicht erlaubt ist, wird der Content auf Instagram und Facebook leider oft zensiert und unser Konto eingeschränkt, darum ist Xia sehr auf andere Marketingmaßnahmen angewiesen, die wir in Zukunft besser erforschen wollen.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung bisher umgesetzt und was sind zukünftige Pläne beziehungsweise Ideen dafür?

Bisher habe ich das Unternehmen vollständig über Privatdarlehen, aka “Friends, Family and Fools” finanziert. Dafür habe ich fünf Personen aus meinem näheren und entfernteren Umfeld gefragt und mit ihnen jeweils kleine Summen und individuelle Tilgungspläne vereinbart, sodass es für mich über die kommenden Jahre gut zurückzuzahlen ist. Das war eine super Option für die ersten Schritte, allerdings ist es nun wichtig, dass auch Marketingbudget und Finanzierung für die neuen Produkte da ist und darum halte ich derzeit nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau.

Welchen Traum möchten Sie mit ihrem Unternehmen/Projekt verwirklichen?

Ich träume von einer queerfeministischen Zukunft, in der wir das Thema Sexualität endlich enttabuisieren und sichere Produkte für alle Gender entwerfen, nicht nur mit der männlichen Sichtweise (“Male Gaze”) im Hinterkopf.

Was macht Sie als Unternehmer*innen-Persönlichkeit aus?

Mein Fokus liegt darauf, mit innovativen Ideen einen wirklichen Unterschied für die Produktnutzer*innen zu machen. Ich bringe viel Leidenschaft und Background zum Thema Sexualität und Body Work mit und entwickle die Produkte von Grund auf selbst, immer auf der Suche nach neuen Ansätzen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

  1. Informier dich und frag nach. Es gibt so viele tolle Anlaufstellen für Gründer*innen, die gerne bei allen Fragen weiterhelfen, wie z. B. die IHK.
  2. Hab Geduld und bleib dran. Ein Unternehmen läuft (meist) nicht von heute auf morgen perfekt.
  3. Achte auf dich. Wenn wir selbstständig arbeiten, fällt es schwer, abzuschalten. Hör auf deinen Körper und mach Pausen. Burnout kommt schneller als gedacht und dann geht erstmal gar nichts mehr.
  4. Tausche dich mit anderen aus. Wir können so viel aus den Erfahrungen anderer lernen. Finde deine Community oder bau dir eine auf, gehe auf Netzwerkveranstaltungen und stoße Kollaborationen an.

Vielen Dank!

Hier geht es direkt zur Website von Xia Pleasure Objects: www.xia-pleasureobjects.com

Vorheriger Beitrag

Susanne Maier: "Jedes Engagement ist wichtig"

Nächster Beitrag

Effiziente Büroorganisation: Tools für kleine & mittlere Unternehmen

kein Kommentar

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.