Unternehmerinnenporträts

Barbara Bosch: Speaker*innen Coach, Expertin für Redeangst & Führungskräfte-Trainerin

Barbara Bosch ist Speaker*innen Coach, Expertin für Redeangst, Führungskräfte-Trainerin und natürlich auch selbst auf großen und kleinen Bühnen als Speakerin aktiv. Durch ihre eigene Geschichte weiß die 40-jährige über Redeangst Bescheid und hilft ihren Kund*innen nicht nur diese zu überwinden, sondern liefert auch eine komplette Toolbox für Speaker*innen.

Im Gespräch mit Dana Rotter von SHE works! erzählt sie ihre Geschichte und verrät wichtige Tipps und absolute No-Gos für eine gelungene Rede!

Barbara, du bist Speaker*innen Coach, Expertin für Redeangst, Führungskräfte-Trainerin und selber als Speakerin unterwegs. Wie bist du dazu gekommen?

Das ist wirklich ein sehr, sehr glücklicher Zufall. Denn eigentlich wollte ich nur meine eigene Redeangst loswerden. Man sieht mich hier jetzt nicht, aber ich bin 1,82 groß und dazu bin ich super kommunikativ, fröhlich, laut, präsent – also nicht das, was wir mit Redeangst verbinden. Aufgewachsen bin in meiner Familie, in der alle etwas mit Kommunikation gemacht haben: Betriebsrat, Journalistin, PR, Werbung, Lehrerin… Für mich war es aber das Schlimmste in der Schule ein Referat zu halten oder am Ende meines Studiums vor meinen Professoren und Kommilitonen zu sprechen. Das habe ich immer vermieden. Und wenn ich es doch tun musste, habe ich alles auf ein Blatt geschrieben, mich dahinter versteckt und alles schnell runtergelesen – also alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.

… und dann hast du aber den Entschluss gefasst etwas gegen deine Redeangst zu tun?

Genau. Zum Anfang meiner beruflichen Karriere stand ich vor der ganz großen Weggabelung und vor der ganz großen Frage: Was machst du denn jetzt mit dieser Redeangst? Wenn du so sehr darunter leidest, dann kannst du dich natürlich dafür entscheiden, einen Karriereweg einzuschlagen, in dem du das nicht machen musst. Aber mir war auch klar, dass ich dann nicht die gleichen Chancen haben werde Leuten direkt mitzuteilen wer ich bin, was ich kann und wofür ich stehe.

Also habe ich mich entschieden, den mutigen Weg in die Sichtbarkeit zu wählen. Das habe ich aber auch nicht allein geschafft, sondern mithilfe von insgesamt drei Therapien. Und dort habe ich zum einen verstanden, dass ich mit der Redeangst nicht alleine bin und zum anderen, dass diese Angst erlernt ist, also ich auch lernen kann, keine Angst mehr zu haben vor Menschen zu sprechen. Und das musste ich am Ende meines Studiums dann auch gleich bei zwei großen Reden unter Beweis stellen.

Das ist schon ein großer Schritt für dich gewesen, aber damit warst du ja sicherlich noch nicht am Ziel. Wie ging es für dich weiter?

2011 bin ich nach Berlin gezogen. Meine damalige neue Therapeutin hat mich dann gefragt, was ich eigentlich aktiv gegen meine Redeangst tue. Da hat mir mein Mann einen tollen Tipp gegeben: Ich solle zu den Toastmasters gehen. Das sind weltweite Rhetorik-Clubs, in denen man kurze Vorträge halten muss. Und genau das habe ich getan. Es hat mich viel Überwindung gekostet und es war eine sehr emotionale und anstrengende Zeit. Aber meine Angst wurde immer kleiner und kleiner und kleiner und irgendwann kam ich an den Punkt, dass die Vorfreude ein kleines bisschen die Angst überwiegt hat. Das war ein toller Durchbruch für mich, den ich auch immer wieder bei Menschen erlebe, die ich coache.

Und irgendwann habe ich bei den Toastmasters den Mut gefasst und habe allen von meiner Redeangst erzählt. Das war für mich wieder eine sehr aufregende Situation, denn ich wusste ja nicht, wie alle anderen darauf reagieren werden, ob sie mich auslachen und ausgrenzen werden. Aber das Gegenteil ist passiert, alle haben es ganz positiv aufgenommen und waren davon beeindruckt, dass ich darüber so offen und ehrlich gesprochen habe.

War das dann für dich auch der Moment, dass du gesagt hast: Ich möchte anderen Menschen helfen, ihre Redeangst zu überwinden?

Ja, denn mir wurde klar, dass ich durch meine eigenen Erfahrungen anderen gut helfen kann. Also habe ich Workshops angeboten und bin auf Business Bühnen gegangen, um über meine Geschichte zu sprechen. Das war ein tolles Erlebnis, als nach einem Auftritt dann männliche Geschäftsführer auf mich zugekommen sind und meine Hilfe angefragt haben. Denn es wird bei Führungskräften ab einem gewissen Punkt erwartete, dass sie gute Redner*innen sind und selbstverständlich gute Präsentationen halten. Dabei haben viele von ihnen genauso mit einer Redeangst zu kämpfen, wie ich früher.

Inzwischen liebe ich den Moment auf einer Bühne zu stehen, ein Wir-Gefühl mit dem Publikum zu kreieren, mit ihm in einen Dialog zu treten und sowohl mit dem Kopf, als auch mit dem Herzen mit auf die Bühne zu holen.

Das ist auch eine wichtige Eigenschaft, um das Publikum zu fesseln. Viele Redner schaffen das leider nicht und man merkt als Zuhörer*in selber, wie langsam die eigenen Gedanken wegdriften und man gar nicht mehr wirklich zuhört.

Ja, das ist wirklich immer schade, wenn jemand was wirklich Wichtiges zu erzählen hat und es einfach nicht rüberbringen kann. Entweder weil die Rede abgelesen wird, wie auswendig gelernt wirkt oder ununterbrochen Füllwörter genutzt werden, die vom eigentlichen Inhalt ablenken. Es ist dagegen eine Freude jemandem zuzuhören, der rhetorisch großartig formuliert, die Rede aber auch nicht aalglatt wirkt. Auch als Speaker*in darf man Fehler machen, es ist nur die Frage, wie man damit umgeht.

…und das lernt man zum Beispiel bei dir im Coaching. Du bietest sowohl Einzel- als auch Gruppencoachings an und das auch zu verschiedenen Schwerpunkten. Wie sieht dein Angebot aus?

Das kommt immer drauf an, was gesucht wird, es gibt bei mir kein fertiges Konzept. Stattdessen schaue ich, was meine Kund*innen brauchen. Wollen sie ihre Redeangst besiegen oder geht es ihnen darum, ihren Präsentationsstil zu verbessern? Wer ein 1:1-Coaching bei mir bucht, der erhält ein maßgeschneidertes Programm, das auf die eigenen Bedürfnisse angepasst ist. Beispielsweise begleite ich Speaker*innen für drei bis sechs Monate, wenn sie viele Termine haben und dabei Unterstützung benötigen. Dann helfe ich bei den Vor- und Nachbereitungen, beim Wording, bei der Rhetorik und wir arbeiten deinen Signature Stil heraus.

Außerdem biete ich zwei Gruppenkurse an. Im dreimonatigen Redefreude-Kurs sorgen wir dafür, dass die Redeangst verschwindet. Wir befassen uns sowohl mit dem Mindset, als auch mit den körperlichen Auswirkungen wie Herzrasen, Schwitzen oder einem trockenen Mund. Der andere Kurs ist das Presentation Bootcamp. Das ist für alle, die bereits auf Bühnen unterwegs sind und sich einfach noch verbessern möchten; wie baue ich einen Vortrag auf, wie funktioniert Business Storytelling, was mache ich mit meinen Händen und wie interagiere ich mit dem Publikum?

Allein sich darüber Gedanken zu machen und sich bewusst zu sein, dass man noch etwas verbessern könnte, ist ja schon ein wichtiger Schritt. Vielen fehlt da vielleicht auch die Selbstreflektion. Was kannst du unseren Leser*innen denn am Ende für Tipps mitgeben, die für die nächste Präsentation helfen oder die Redeangst verringern können?

Die richtige Vorbereitung ist das A und O. Und damit ist nicht nur der Inhalt eurer Rede gemeint, sondern auch eure Einstellung. Ist man vor einer Präsentation zum Beispiel sehr nervös, dann verspannt sich der ganze Körper, wir bekommen Schnappatmung und das wirkt sich alles negativ auf die eigene Stimmung aus und damit im Endeffekt auch auf das Publikum. Deswegen rate ich zu Bewegung vor einer Rede. Einfach nochmal zur Toilette gehen, einen kurzen Spaziergang machen oder am besten tanzen. Dadurch werden wir wieder locker, es kommt Sauerstoff in unseren Körper und wir fühlen uns gleich viel besser. Diese positive Energie können wir dann wunderbar für die Bühne nutzen.

Dann ganz wichtig: Analysiere vorher wer dein Publikum ist. Was willst du rüberbringen, wen willst du überzeugen, was haben die Menschen für ein Interesse an deinem Thema? Wer sich das bei der Vorbereitung bewusst macht, schafft es auch eine interessante Story zu erzählen und damit die nötigen Informationen rüber zu bringen.

Auch die Anrede ist wichtig. Ständig höre ich zu Beginn einer Rede das typische “Sehr geehrte Damen und Herren, schön, dass ich heute hier sein darf”. Nicht nur, dass es eine abgedroschene Floskel ist, sie ist auch noch sehr ich-bezogen. Stattdessen sollte man einfach mal mit einer Anekdote anfangen, einer Statistik oder einem Foto. Es gibt da viele Möglichkeiten einzusteigen – Humor wäre dabei die Königsklasse.

Wichtig ist auch das Impostor Syndrom zu vermeiden und sich wirklich noch einmal vor Augen zu führen, dass man die Expertin für das Thema ist und warum. Wer sich dazu drei Gründe notiert, steigert das eigene Selbstbewusstsein enorm.

… auch wenn es vielleicht etwas oberflächlich klingt, aber mir hilft auch immer, wenn ich Kleidung anhabe, in der ich mich wohl fühle, denn auch das stärkt mein Selbstbewusstsein.

Ja, auf jeden Fall! Man sollte nie das Gefühl haben sich zu verkleiden. Denn dieses Gefühl, mit dem wir auf die Bühne gehen, das ist maßgeblich für alles, was danach kommt. Bei mir war das auch ein Punkt: Ich bin sehr groß und hatte immer so klassische Anzüge an, obwohl die eigentlich nicht mein Ding waren und meistens auch zu kurz. Das heißt ich habe mich unwohl gefühlt und dann auch noch ständig den Anzug zurecht gezogen. Inzwischen habe ich eine tolle Stylistin, die mir geholfen hat Power Outfits zusammen zu stellen.

Das sind schon richtig viele tolle Hinweise – auch für absolute No-Gos!

Genauer könnt ihr das aber noch in meinem Redefreude-Podcast und auf meinem Blog nachlesen, dort gebe ich euch viele wichtige Tipps und Tricks mit auf euren Speaker*innen-Weg.

Vielen Dank!

Hier geht es zur Barbara Boschs Website: www.barbarabosch.com

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