Unternehmerinnenwissen

Extra ein Geschäftskonto eröffnen – sinnvoll oder überflüssig?

Brauchen GründerInnen und UnternehmerInnen eigentlich wirklich ein separates Geschäftskonto? Zumindest gibt es keine gesetzliche Pflicht dazu. Wie der geschäftliche Zahlungsverkehr abgewickelt wird, ist jedem selbst überlassen. Allerdings ist es tatsächlich wenig hilfreich, wenn am Ende alles über ein privates Girokonto läuft und man in der Abrechnung die Bestellungen bei Online- Versandhändlern von geschäftlichen Transaktionen trennen muss. Das kann dann nämlich

  1. richtig zeitaufwendig werden und
  2. auch ziemlich unsauber wirken.

Aber, was durchaus gilt: Kapitalgesellschaften, sprich AG, UG und GmbH MÜSSEN ein Firmenkonto besitzen, zumindest in Deutschland. Und schauen Sie ins Kleingedruckte: manche Banken verbieten in den allgemeinen Geschäftsbedingungen sogar geschäftliche Transaktionen auf privaten Konten.

Ist ein explizites Businesskonto sinnvoll?

Das kommt auf die Konditionen an, ein weiteres privates Girokonto kann genauso seinen Dienst tun und ist unter Umständen einfach billiger.

Dazu kommt, dass einige Banken so eine Art „Subgirokonto“ zum bestehenden Konto anbieten. Es gilt aber, einiges bei der Wahl des richtigen Kontos zu bedenken. Zunächst sind da die Kosten, und zwar die direkten Kosten wie auch mögliche weitere, mit denen man rechnen sollte. Da geht es vor allem darum, dass Geschäftskonten je nach Branche durchaus flexibel sein müssen, sprich, bei verspäteten Zahlungseingängen von Kunden beispielsweise kann ein solches Konto auch einmal ins Minus rutschen und das gegebenenfalls auch über den eingeräumten Dispokredit hinaus.

Dann werden richtig saftige Zinsen fällig. Diese Überziehungskredite sind von der Bank tolerierte Kontoüberziehungen, die schnell zwischen 15% und 19% zusätzliche Zinsen kosten. Das geht nicht nur sofort richtig ins Geld, es frisst auch nachhaltig Gewinne auf. Da ist es besser, von Anfang an entweder einen bestimmten Dispositionskreditrahmen nicht überschreiten zu können oder diesen entsprechend großzügig zu planen.

Oder Sie suchen sich gleich eine Bank, bei der die Überziehungskreditzinsen nicht in den Himmel wachsen. Wichtig ist auch folgendes: Für Gründerinnen und Gründer gibt es Banken, die Sonderkonditionen bis hin zum komplett kostenlosen Konto anbieten, es lohnt sich darüber vorher zu informieren.

Worauf man achten sollte

Was macht ein gutes Girokonto grundsätzlich aus? Diese Frage sollten Sie sich nicht nur privat stellen, sondern auch als möglicher Geschäftskunde. Zum einen sind da primäre Kostenfaktoren, wie die Höhe der Grundgebühren, eben die Kosten von Dispositions- oder Überziehungskrediten und vor allem auch, was sie einzelne Kontobewegungen kosten, sprich Überweisungen, Daueraufträge oder Lastschriften.

Wenn für jede einzelne Überweisung Geld fällig wird, kann sich auch das ganz schnell zu einer relevanten Summe addieren. Da fährt man unter Umständen dann doch besser mit einem Konto, das in der Grundgebühr vielleicht teurer ist, in den Kontobewegungen aber gratis enthalten sind. Auch „Nebenkosten“ wie der Druck und ggf. Versand von Auszügen und die Frage, ob und was eine EC Karte, eine Kreditkarte oder eine Zweitkarte kosten, sollte gestellt werden. Experten können Ihnen helfen, das für sie richtige Konto zu finden. Aber auch Vergleichsportale im Internet können Ihnen einen ersten Überblick geben.

Weniger relevant für die Kontowahl dürfte aktuell die Guthabenverzinsung sein. Die liegt im Girobereich auf minimalstem Niveau, wenn es überhaupt Zinsen auf ihr Geld gibt. Einige Banken haben sogar eine Negativ-Verzinsung.

Warum noch ein getrenntes Konto?

Denken Sie daran, dass sie Steuern zahlen müssen. Ein Konto für Abbuchungen der Steuerverwaltung ist enorm wichtig, allein schon, weil Umsatzsteuer- und Einkommensteueranteil aus allen Einkünften sofort auf dieses separate Konto überwiesen werden sollten. Sonst kann Ihnen das Wasser schnell bis zum Hals stehen. Wenn Steuern fällig werden, das Konto aber leer ist, da Sie vergessen haben eine Nachzahlung einzukalkulieren. Abhilfe schafft da zum Beispiel ein zweites Tagesgeldkonto mit Investitionsrücklagen.

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