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Frauen in führenden Positionen im Unternehmen – sind wir schon in der Gleichberechtigung angekommen?

Aus der Redaktion

Dass Frauen in Führungspositionen eingestellt werden, ist noch gar nicht so lange selbstverständlich. Was heute möglich ist, musste erst hart erkämpft werden und noch immer sind die Strukturen eines Unternehmens oft so ausgelegt, dass es für Frauen nicht einfach ist, Führungspositionen nicht nur zu bekommen, sondern sich dann auch zu halten und ernst genommen zu werden.

Frauen in führenden Positionen – was sind die Schwierigkeiten beim Einstieg?

Viele Frauen kennen es aus eigener Erfahrung: Arbeiten sie mit einem Mann gemeinsam, ist meist automatisch er der Ansprechpartner oder es wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass er derjenige ist, der den besseren Durchblick hat. Diese Sichtweise ist zwar im Wandel, aber noch so stark in unserer Sozialisation geprägt, dass es nicht einmal böser Wille sein muss, wenn dem Gegenüber eine solche (Fehl-)einschätzung passiert. Was kann man dagegen unternehmen? Eine Möglichkeit ist es, sich nachweisbare Fachqualifikationen im Führungsbereich anzueignen, welche bei Bedarf vorgelegt werden können, sodass auch dem Gegenüber gleich klar wird, dass er es mit einer ausgebildeten Führungsperson zu tun hat. Möglich sind solche Ausbildungen zum Beispiel im Bereich des Six Sigma, die ein Gürtelsystem benutzen. So kann zum Beispiel mit einer Ausbildung zum Lean Green Belt nachgewiesen werden, dass praktische Erfahrung in Führungspositionen vorhanden ist.

Welche Vorteile haben Frauen in führenden Positionen?

Der ganz klare Vorteil von Frauen in Führungspositionen ist eine Diversität der Meinungen und Ansichten. Wer die Führungsriege rein männlich – oder, was ebenfalls eine Fehlbesetzung wäre, rein weiblich besetzt – dem entgeht eine Vielfalt an Ansichten und Ansichtsmöglichkeiten. Durch die unterschiedlichen Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, prägt sich unsere Sichtweise auf die Welt. Frauen machen in der Arbeitswelt oft andere Erfahrungen als Männer. Sie nicht in der Führungsriege zu haben, bedeutet, diesen Erfahrungsschatz auszugrenzen. Auch werden wir nach wie vor unterschiedliche sozialisiert, auch wenn dies nicht mehr so stark passiert wie in vergangenen Jahren. Dazu kommt ein biologischer Unterschied, der ebenfalls unsere Sicht auf die (Arbeits-)welt eine andere sein lässt. Frauen haben durch Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit andere Ansprüche an einen Arbeitsplatz als Männer. Schließt man Frauen aus der Führungsriege aus, werden diese Ansprüche mitunter nicht mitbedacht und die Arbeitswelt richtet sich allein an den männlichen Kollegen aus. Damit geht einem Unternehmen viel Potenzial verloren, denn nur wer sich gesehen und wertgeschätzt fühlt, arbeitet schlussendlich auch produktiv und auf seinem höchsten Leistungsniveau.

Unterschiedliche Einschätzungen desselben Verhaltens

Zu Frauen in Führungspositionen gibt es eine Menge Studien und verschiedene Broschüren, die das Problem der unterschiedlichen Behandlung der Geschlechter beleuchten. Eines der Hauptprobleme, denen Frauen stets in der Arbeitswelt begegnen, ist die unterschiedliche Einschätzung desselben Verhaltens je nach Geschlecht. Eine Frau, die auf den Tisch haut, wird schnell als zickig, arrogant und schwierig betrachtet. Ein Mann, der das Gleiche tut, verteidigt sein Revier und ist eine zu respektierende Persönlichkeit. Eine Frau, die ihr Kind erst noch in die Kita bringen muss oder bei der etwas mit der Betreuung nicht funktioniert, ist unorganisiert. Einem Mann, dem das Gleiche passiert, wird dies eher mal nachgesehen. Schließlich ist er ein guter Vater und kümmert sich um seine Kinder. Dasselbe gilt für Frauen, die „Nein“ zu mehr Arbeit sagen. „Den Gefallen könnte sie mir ja tun“, ist eine gängige Reaktion. Beim Mann heißt es dann eher: „Der hat halt wichtigeres vor.“

Das Problem der unterschiedlichen Sichtweise auf weibliches und männliches Verhalten ist nichts, was nur beim Mann vorkommt. Auch Frauen selbst schätzen diese Verhaltensweisen verschieden ein und haben dieselben Vorurteile. Die Ungleichbehandlung ist etwas, was wir nur gemeinsam und ohne Schuldzuweisung lösen können. Schließlich ist von allen Seiten gewünscht, dass mehr Frauen in die Wirtschaft einziehen. Hier ist Zusammenhalt und Offenheit von allen Seiten gefragt.

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