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Die Kapitalmärkte und die Frauen

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, iwd Nr. 5 vom 4. Februar 2016, Autorin Christiane Flüter-Hoffmann

Seit Jahren wird im Zusammenhang mit der Quote auch darüber diskutiert, ob und wie sich allein die Tatsache, dass Frauen im Management sitzen, auf den Erfolg eines Unternehmens auswirkt. Eine aktuelle Studie geht einen anderen Weg – mit eindeutigem Ergebnis.
Grafik zu Frauen in Toppositionen

Quelle: iwd Nr.5

Seit dem 1. Januar 2016 müssen in Deutschland Unternehmen, die an der Börse notiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, mindestens 30 Prozent ihrer neu zu vergebenden Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzen.

Die 30 DAX-Unternehmen sind in dieser Hinsicht auf einem guten Weg (Grafik):

Bereits im April 2015 waren in den Aufsichtsräten der DAX-Unternehmen 25 Prozent der Posten mit Frauen besetzt – im Durchschnitt der größten Unternehmen in den 28 EU-Ländern waren es nur 21 Prozent.

Kapitalmärkte und Frauenquote

Ob und was die Frauenquote den Unternehmen bringt, darüber streiten sich die Gelehrten seit Jahren. Auf der einen Seite gibt es inzwischen zahlreiche Studien von Unternehmensberatungen wie McKinsey oder Catalyst, die zum Beispiel einen positiven Zusammenhang zwischen Frauen in Führungspositionen und dem Aktienkurs, der Eigenkapitalrendite oder dem Umsatz des jeweiligen Unternehmens aufzeigen.

Auf der anderen Seite weisen Kritiker nach, dass der angebliche kausale Zusammenhang zwischen der Anzahl der Frauen im Vorstand und dem Erfolg eines Unternehmens weder eindeutig bewiesen noch widerlegt werden kann.

Was, wenn Frauen ausfallen?

Zwei Wissenschaftler von den Universitäten München und Hongkong haben den Spieß jetzt gewissermaßen umgedreht und gefragt, was eigentlich passiert, wenn eine Frau aus dem obersten Management stirbt oder wegen Krankheit ihren Posten aufgibt.

Die beiden Forscher gingen davon aus, dass der Tod oder der plötzliche Weggang einer Managerin mit keinerlei unternehmenspolitischen Überlegungen verbunden sein könne, die womöglich eine statistische Aussage verzerren würden. Deshalb haben sie für den Zeitraum 1998 bis 2010 in 35.000 börsenorientierten Unternehmen weltweit untersucht, welche Auswirkungen die 1.500 Todesfälle von Top-Frauen auf die Unternehmen hatten. Das Ergebnis dürfte manchen überraschen:

Wenn eine Frau aus dem Vorstand oder Aufsichtsrat stirbt, reagieren die Kapitalmärkte wesentlich negativer, als wenn ein Mann durch Tod aus dem Management ausscheidet.

Die beiden Forscher schlussfolgern daraus, dass es sich für die Unternehmen lohnt, Frauen ins Topmanagement zu bringen – vor allem ohne Quote, betonen sie.

Dass dies immer besser möglich wird, zeigen die Ergebnisse des gerade veröffentlichten IAB-Betriebs­panels von 2014: Die zweite Führungsebene in der Privatwirtschaft ist inzwischen schon zu 39 Prozent mit Frauen besetzt – und die sind auf dem Weg nach ganz oben.

Tagungsraum mit roten Sitzen und roten Teppich auf einer Treppe
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