Frauen in Kultur und Medien: Chancengleichheit durchsetzen
Frauen sind an der Spitze von Kultureinrichtungen und Medienunternehmen, in Gremien und Jurys unterrepräsentiert. Das gilt auch für die Auszeichnung mit Preisen oder die Förderung von Projekten. Kulturstaatsministerin Grütters hat deshalb vor drei Jahren den Runden Tisch „Frauen in Kultur und Medien“ einberufen. Was ist seitdem passiert?
Die Kulturstaatsministerin hat die Geschlechtergerechtigkeit in Kunst, Kultur und Medien zu einem Hauptanliegen ihrer Politik gemacht. „Chancengleichheit bedeutet immer auch einen Gewinn an Perspektiven und Potentialen und damit ein Mehr an künstlerischer, kultureller und medialer Vielfalt“, ist Grütters überzeugt.
Im Koalitionsvertrag haben sich deshalb auch die Regierungsparteien dazu verpflichtet, „Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit in Kunst, Kultur und Medien weiter auszubauen.“ Das gilt für Führungspositionen, die Besetzung von Jurys und Gremien ebenso wie die Entscheidungen über Stipendien oder Förderungen.
Runder Tisch „Frauen in Kultur und Medien“
Um konkrete Maßnahmen für mehr Parität in der kreativen Branche zu entwickeln, hat die Kulturstaatsministerin 2016 den „Runden Tisch Frauen in Kultur und Medien“ ins Leben gerufen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass die tatsächliche Gleichstellung in Kultur und Medien endlich einen Schritt vorankommen muss und bereit, ihren Teil zur Verwirklichung beizutragen. „Es ist an der Zeit für eine breit angelegte Chancenoffensive für Frauen in Kultur und Medien“, lautete das Fazit von Kulturstaatsministerin Grütters bei der Abschlussveranstaltung des Runden Tisches 2017 im Bundeskanzleramt.
Zuvor hatte der Deutsche Kulturrat in einer gleichnamigen Studie die deutliche Benachteiligung und Unterrepräsentation von Frauen in der Kultur- und Medienbranche belegt.
Was ist seitdem passiert?
Für die Kulturstaatsministerin ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Gremien in ihrem Zuständigkeitsbereich inzwischen weitgehend paritätisch sind. Genauso selbstverständlich ist, dass bei der Besetzung von Spitzenämtern Frauen gleichermaßen wie Männer zum Zuge kommen und damit auch der Frauenanteil in Toppositionen der von ihr geführten Bundesbehörde kontinuierlich steigt bis Parität erreicht ist. Derzeit liegt der Anteil von Frauen auf Stellen mit Leitungsfunktion bei gut 40 Prozent.
Projektbüro beim Deutschen Kulturrat
Um weit in die Branche hineinzuwirken, hat der Deutsche Kulturrat als Anlauf- und Beratungsstelle 2017 das Projektbüro „Frauen in Kultur und Medien“ eingerichtet – auch das ein Ergebnis des Runden Tischs „Frauen in Kultur und Medien“. Hier finden Künstlerinnen und andere weibliche Kreative Unterstützung, wenn es um bessere Aufstiegschancen, mehr Mitsprache in Gremien und Jurys, faire Bezahlung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht.
Mentoring-Programm und Datenreporte
Zu den Aufgaben des Projektbüros gehört die Umsetzung des ersten 1:1-Mentoring-Programms für Frauen, die Führungsaufgaben in Kultur und Medien anstreben. Karrierebewussten Künstlerinnen und Frauen aus dem Kultur- und Medienbereich bekommen profilierte Berufskolleginnen und – kollegen zur Seite gestellt, von deren Erfahrungsschatz und Netzwerk die Mentees profitieren. Staatsministerin Grütters bringt sich aktiv in das Programm ein und hat im ersten Durchgang selbst als Mentorin mitgewirkt.
Zum anderen gibt das Projektbüro Datenreporte und Dossiers heraus. Dossiers sind bereits erschienen zu „Wie weiblich ist die Kulturwirtschaft?“ und „Älterwerden als Kulturschaffende: Von 0 auf 100“ Der erste Datenreport wird zur sozialen und wirtschaftlichen Lage von Frauen in Kulturberufen noch in diesem Jahr erscheinen. Weitere Datenberichte werden u.a. die Aspekte Ausbildung und Jurys in den Blick nehmen.
Um die Datenlage weiter zu verbessern, hat Staatsministerin Grütters außerdem die Studie „Frauen in Kultur und Medien: Ein Europäischer Vergleich“ der Hertie School of Governance gefördert, die die Situation von Frauen in Kultur und Medien in sechs ausgewählten EU-Mitgliedstaaten untersucht, mit der Situation in Deutschland vergleicht und wirksame Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit identifiziert.
Familienfreundlichkeit
Ein großes Thema gerade auch in der Kreativbranche ist die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Die Kulturstaatsministerin setzt sich für eine familienfreundliche Ausgestaltung ihrer Stipendien und Förderungen ein. So wird im Fall der Villa Massimo mittlerweile auch Schul- und Kindergartengeld übernommen. Beim Studienzentrum Venedig wird eine zusätzliche Wohnung mit Atelier gefördert, die sich als Unterkunft für Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Familien eignet. Und seit einer Entscheidung des FFA-Verwaltungsrats sowie BKM-Genehmigung im Juni 2018 sind Kinderbetreuungskosten für FFA-geförderte Projekte als Herstellungskosten förderfähig. Gleiches gilt für Förderungen aus dem DFFFund dem German Motion Picture Fund.
Vertrauensstelle gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt
Als Reaktion auf die #MeToo-Debatte über sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kultur und Medienbranche, hat die Kulturstaatsministerin die Einrichtung einer unabhängigen Vertrauensstelle mit auf den Weg gebracht. Unter dem Namen Themis hat sie am 1. Oktober 2018 ihre Arbeit aufgenommen.
Betroffene insbesondere aus der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterbranche können dort juristische und psychologische Beratung von erfahrenen Fachleuten erhalten. Die Vertrauensstelle wird drei Jahre lang mit jeweils bis zu 100.000 Euro aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin gefördert.