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Thema: Altersvorsorge für selbstständige Frauen

Themen wie Altersvorsorge, Absicherungen und Vermögensverwaltung sind Themen, die von Frauen häufig vernachlässigt werden. SHE works! eröffnet mit einem Interview über Altersvorsorge den thematischen Schwerpunkt „Absicherungen und Vorsorge“.

Als Interviewpartnerin konnten wir Christina Böker vom FrauenFinanzService in Hannover gewinnen.

Christina Böker, FrauenFinanzService  Christina Böker ist Fachfrau für Versicherungen und Finanzen. Vor 20 Jahren hat sie gemeinsam mit einer Kollegin den FrauenFinanzService in Hannover gegründet. Seitdem berät sie Frauen (und nette Männer) in allen Fragen rund um die Themen Versicherungen und Geldanlagen. Wie sichere ich meinen Betrieb und /oder meine Familie ab? Wie gestalte ich mein persönliches Altersvorsorgekonzept? Welche Geldanlage passt zu mir? Individuelle Antworten auf diese Fragen werden in den Beratungsprozessen erarbeitet.

 

Ab sofort wird Frau Böker SHE works!-Leserinnen über diese Themen informieren.

Neben ihrer beratenden Tätigkeit ist Christina Böker seit 2013 im Vorstand des Bundesverbands unabhängiger Finanzdienstleisterinnen e. V., den sie 1999 mit gegründet hat.

 

Frau Böker, Altersvorsorge klingt so altmodisch. Ist das Thema denn nach wie vor wichtig?

Das Thema Altersversorgung wird immer wichtiger. Während die Generation der heute über 70-jährigen sich noch auskömmliche Renten bei der Deutschen Rentenversicherung erarbeiten konnten (Frauen häufig über eine Witwenrente), bekommen die heute 50 bis 70-jährigen die Folgen des demografischen Wandels zum Teil schon sehr deutlich zu spüren. Ob unser jetziges Rentenversicherungsmodell noch existieren wird, wenn die heute 30-jährigen in Rente gehen werden, das wage ich zu bezweifeln. Immer weniger Erwerbstätige müssen immer mehr RentnerInnen immer länger finanzieren.

Wie ist es um die staatliche Rente bestellt?

Die Gesetzliche Rente funktioniert nach dem sogenannten Umlageverfahren. Die Erwerbstätigen (und die Arbeitgeber) zahlen Beiträge ein und diese werden sofort an die Rentnerinnen und Rentner ausgezahlt. Da die Beiträge schon lange nicht mehr für die auszuzahlenden Renten reichen, gibt es jedes Jahr (steigend) Milliardenzuschüsse aus dem Steuersäckel (im Jahr 2014 wurden 27,1% aus dem Bundeszuschuss finanziert). Gleichzeitig sinkt das sogenannte Standardrentenniveau. Nach einer Schätzung aus Oktober 2014 liegt die Standardrente nach 45 Versicherungsjahren bei 47,9% vom Nettoeinkommen. Für jemanden der oder die 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdient und den Durchschnittsbeitrag in die Rentenkasse eingezahlt hat, sind das 1.145€ netto pro Monat. (www.deutsche-rentenversicherung.de). Frauen kommen sehr häufig nur zusammen mit einer Witwenrente auf diese Höhe.

Kommen wir auf unsere Zielgruppe Frauen. Von denen wird behauptet, dass sie sich oft nicht ausreichend um ihre eigene Altersvorsorge kümmern. Stimmt das?

Das kann ich so nicht bestätigen, die Frauen, die zum FrauenFinanzService kommen, haben entschieden sich zu kümmern 🙂
Grundsätzlich wird immer wieder festgestellt, dass sowohl Männer, als auch Frauen nicht ausreichend fürs Alter vorsorgen. Viele wollen sich damit nicht beschäftigen, weil die Thematik kompliziert ist. Die Branche hat (zum Teil zu Recht) ein sehr schlechtes Image und somit ist sicher auch die große Verunsicherung ein Grund dafür, dass sich viele nicht kümmern.

Was müssen Frauen bei der Altersvorsorge bedenken?

Von jungen Kundinnen wissen wir, dass sie oft schon früh mit eigenen Verträgen vorsorgen, aber diese dann, wenn sie z.B. in Elternzeit gehen und das Familienbudget knapper ist, häufig kündigen wollen. Das ist in vielerlei Hinsicht unklug.
1. Werden die Konditionen bei Versicherungen mit zunehmendem Alter immer ungünstiger.
2. Für die Person, die mit Kindern zuhause bleibt oder nur Teilzeit arbeitet, sollte aus der Familienkasse weiterhin ein Beitrag in eine Private Vorsorge gezahlt werden, als Ausgleich für dadurch entgangene Leistungen aus der Gesetzl. Rentenkasse.

Gibt es Bereiche, auf die vor allem Gründerinnen achten müssen?

Gründerinnen müssen erst einmal klären lassen, ob sie rentenversicherungspflichtig sind. Wenn dies der Fall ist, dann können Sie in den ersten 3 Jahren den halben Regelbeitrag zahlen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann empfehle ich Gründerinnen grundsätzlich zuerst eine Risiko-Vorsorge-Analyse erstellen zu lassen, um sicherzustellen, welche Risiken unbedingt und sofort abgesichert werden müssen. Aus Erfahrung wissen wir, dass oft bis zu 3 Jahren vergehen, bevor Gründerinnen mit der eigenen Altersversorgung beginnen (können).
Die Altersversorgung in Deutschland, das sogenannte Drei-Schichten-Modell sieht für unterschiedliche Zielgruppen, verschiedene Zulagen, Zuschüsse oder Steuererleichterungen vor. Diese gilt es für sich zu nutzen. Geregelt ist das in dem Alterseinkünftegesetz (AltEinkG).
Eine Abstimmung mit dem Steuerberater ist hier sicherlich empfehlenswert.

Wann sollte man anfangen, sich um die Altersvorsorge zu kümmern?

So früh wie möglich! Schon Schülerinnen und Schüler ab 16 können mit staatlichen Zuschüssen für Sparbeiträge rechnen.

Meist sind die Informationen rund um finanzielle Dinge kompliziert und schwer zu durchschauen. An wen kann man sich wenden, um die entsprechenden Informationen zu erhalten?

Manchmal werden über Volkshochschulen, Familienbildungsstätten o.ä. Seminare oder Workshops zu Versicherung- und Finanzthemen angeboten. Da besteht die Möglichkeit sich erst einmal grundsätzlich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Es gibt auch viel Literatur zum Thema.
Wer das persönliche Gespräch sucht sollte sich unbedingt für unabhängige BeraterInnen entscheiden. Versicherungs-und FinanzmaklerInnen sind hier die richtigen AnsprechpartnerInnen. Ich empfehle schon gleich bei der Terminvereinbarung darauf hinzuweisen, dass erst einmal ein unverbindlicher Beratungsprozess gewünscht und nicht sicher ist, dass es auch zu einem Abschluss kommen wird und dass man die Beratungsleistung gern bezahlen möchte.

Worauf sollte bei einer Beratung geachtet werden?

Wir beim FFS arbeiten ganz gern konzeptionell, dass heißt wir schauen uns die Lebens- und Arbeitssituation unserer Kundinnen genau an, wir fragen nach Zukunftsplänen genau so, wie nach vorhandenen Erfahrungen mit Geldanlagen und Versicherungen (Vorlieben und Abneigungen). Dann erarbeiten wir gemeinsam ein Konzept. Dieses sollte (in Teilen) flexibel sein, da sich immer mal wieder Dinge im Leben ändern und unserer Erfahrung nach eine gewisse Flexibilität für Frauen wichtig ist.

Was ist mit Beratungen zum Thema Altersvorsorge bei Banken?

Bei Banken bekommen Sie üblicherweise hauseigene Produkte oder die Versicherungen der jeweiligen Kooperationspartner. Eine unabhängige Beratung bekommen Sie bei Banken in der Regel nicht.

Haben Sie noch ein paar Tipps für Frauen, die jetzt Ihre Altersversorgung in die eigene Hand nehmen wollen?

Suchen Sie sich eine Beraterin ihres Vertrauens, legen Sie Wert auf ein Beratungsumfeld in dem Sie sich wohl fühlen (aber besser nicht bei Ihnen zu Hause) und alle Fragen stellen können. Wenn Sie sich inhaltlich mit dem Thema befassen wollen, lassen Sie sich Literaturtipps geben und arbeiten Sie mit an Ihrem persönlichen Vorsorgekonzept. Nehmen Sie gegebenenfalls eine Freundin mit (vier Ohren hören mehr, als zwei)
Lernen Sie „nein“ zu sagen, denn Sie sind für jede Unterschrift, die Sie leisten verantwortlich.

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