Vivien Sohn: „Neues wagen und zu entdecken bringt einen weiter!“
Ein Erfahrungsbericht von Vivien Sohn
Aller Anfang ist schwer. So könnte man meine erste berufliche Zeit in der Schweiz zusammenfassen. Als gebürtige Deutsche (Ich bin in der Nähe von Berlin aufgewachsen) fällt man in der Eidgenossenschaft natürlich auf, denn man spricht kein Schweizerdeutsch. Aber nicht nur wegen des fehlenden Dialekts wird man hier und da doch etwas komisch angeschaut. Irritierte Blicke erntet man auch, wenn man sich als die neue Projektleiterin bei den überwiegend männlichen Kollegen vorstellt. Bei den Schweizer Bundesbahnen war ich eine der wenigen Frauen in Leitungsfunktion. Gestört hat mich das wenig, denn ich hatte das große Privileg an Großbauprojekten mitzuwirken. Ich war schon immer neugierig, Neues auszuprobieren. Andere hätten sich nach ihrem Architekturstudium bei einem renommierten Büro beworben oder sich selbständig gemacht. Ich hingegen fand das zu eintönig. Ich wollte berufliche Erfahrungen sammeln und neue Möglichkeiten erschließen. Als Frau findet man sich nicht selten in einem vorgegebenen Rollenmuster wieder. Nach dem Studium oder der Ausbildung soll man gefälligst etwas arbeiten, sich einen Mann suchen und dann Kinder kriegen. An eine eigene Karriere zu denken ist in vielerlei Hinsicht so etwas wie ein Frevel. So zumindest das Klischeedenken.
Ich wollte neben meiner Arbeit aber auch noch ausprobieren, ob es nicht noch andere Berufsfelder gibt, die mir vielleicht Spaß und Freude bereiten. „Warum immer diese engstirnigen Karrierewege?“, dachte ich mir. Also schrieb ich mich für den Bachelorstudiengang Immobilienmanagement an der IU Internationalen Hochschule ein. Wer weiß, vielleicht wird ja aus mir auch eine gute Immobilienmaklerin. Frauen sollten sich mehr Freiheiten gönnen und nicht immer starren Karrierewegen folgen. Wäre ich einen solchen Weg gegangen, dann wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Das Fernstudium an der IU half mir mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich fand Studieren neben der Arbeit sogar so klasse, dass ich zusätzlich noch einen Master in General Management dranhängte. Neue Weg suchen und sich etwas trauen. Dies ist schon immer mein Motto gewesen.
Vor gut 2,5 Jahren wurde mir dann die Position der Geschäftsführung in einem Holzbauunternehmen angeboten. Da musste ich zum ersten Mal wirklich in mich gehen und nachdenken, ob ich einer so großen Herausforderung denn überhaupt gewachsen bin. Zwar habe ich schon große Projekte vorangetrieben. Nun aber in der Verantwortung zu stehen für eine große Zahl an Mitarbeitenden, das hat mir schon ein wenig Angstperlen auf die Stirn getrieben: „Was, wenn ich einen Fehler mache und dass müssen dann andere ausbaden?“, „bin ich dem überhaupt gewachsen?“. Diese Fragen kreisten mir nach dem Jobangebot ständig durch den Kopf. Dann habe ich mich aber hingesetzt und aufgeschrieben, was ich schon alles geleistet habe und welche Erwartungen ich an die neue Herausforderung stelle. Es dauerte nicht lange bis ich mir bewusst wurde, dass ich Sachen ganz gut managen kann und mir es auch Spaß macht Verantwortung zu tragen. Dann dachte ich auch an meine Zeit als Projektleiterin bei der Schweizer Bahn und den kritischen Stimmen der männlichen Kollegen. Ich merkte, dass auch ich etwas bewegen kann, wenn ich der Welt zeige, dass Frauen durchaus fähig sind Leitungsfunktionen zu übernehmen. Besonders im Bereich Mentoring und Caring haben Frauen ein besseres Gespür als Männer. Das habe ich schon während meiner Zeit im Studium erfahren.
Und eben das möchte ich auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln. Unsere Chefin ist jemand, die sich nicht nur um das Geschäft kümmert, sondern auch für uns da ist. Mir ist es deshalb besonders wichtig im Unternehmen ein Wertesystem zu leben, dass für unsere Mitarbeitenden von Vorteil ist. Mein Ziel ist es einen Arbeitsort zu schaffen, wo Menschen gerne arbeiten und wir auch Lebensqualität für unsere Kunden schaffen.
Mein Drang immer Neues zu entdecken und zu wagen hat mich in meinem (beruflichen) Leben stets vorangebracht. Wenn ich damals nicht in die Schweiz gegangen wäre, dann wäre ich nun nicht Mutter eines Sohnes, Ehefrau, Geschäftsführerin und Schweizerin.
Vivien Sohn hat an der IU Internationalen Hochschule im Fernstudium studiert und ist Geschäftsführerin eines Holzbauunternehmens in der Schweiz.
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