Gründerinnen im Porträt

Polytives GmbH: Kunststoffadditive – innovativ, polymerbasiert, kundenspezifisch

Viktoria Rothleitner / Foto: Steffen Walther

Viktoria Rothleitner ist die Gründerin der Polytives GmbH. Ihr Startup entwickelt und produziert neuartige Kunststoffadditive. Sie und ihr Team nutzen dazu eine Plattformtechnologie, durch die auch maßgeschneiderte Zusatzstoffe entwickelt werden können und mit der sie ihr Portfolio Schritt für Schritt erweitern. Die Zusatzstoffe sind selbst Polymere, was eine technische Neuheit darstellt und ganz nebenbei mit einer Reihe von Vorteilen einhergeht: Die Zusätze gehen eine perfekte Verbindung mit den Kunststoffen ein und dadurch werden ihre Leistungsfähigkeit und ihre Verarbeitungsmöglichkeiten optimiert. Die chemischen Eigenschaften der Kunststoffe bleiben unverändert; auch der Umstand, dass sie ungiftig sind.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

Wir setzen auf Kunststoffadditive, die nicht nur die Verarbeitbarkeit von Polymeren verbessern, sondern selbst Kunststoffe sind. Dieser Ansatz ist so neu, dass wir oft lange Gespräche mit unseren Kunden führen – und uns dabei jedes Mal freuen, wenn die Augen bei unserem Gegenüber vor Staunen größer werden. Denn dieses Staunen über das Potential unserer Technologie haben auch wir nie verloren; wir tragen mit ihr dazu bei, dass sowohl bei der Produktion als auch bei der Wiederverwendung nach dem Recycling wertvolle Energie eingespart wird. Ohne Kunststoffe ist unser modernes Leben nicht mehr denkbar, somit sollte das Credo sein: Kunststoffe neu denken und weiter optimieren – denn da geht noch einiges!

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Bevor ich ein Masterstudium in BWL für Ingenieure und Naturwissenschaftler abgeschlossen habe, habe ich meinen Bachelorabschluss in Ernährungswissenschaften an der FSU Jena absolviert und dadurch bereits ein Grundverständnis für chemische Prozesse erlangt. Während der Zeit im EXIST Forschungstransfer Projekt habe ich weitere praktische Erfahrungen gesammelt, die Business-Idee wurde geschärft und dann im März 2020 schließlich zusammen mit Oliver Eckardt und Prof. Felix H. Schacher die Polytives GmbH gegründet. Ich dachte mir zu dem Zeitpunkt „Die Idee ist super, da will ich dabei sein!“ Und auch: „Wenn nicht jetzt, wann dann?!“

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die Möglichkeit, selbst zu gestalten, eigene Ideen direkt umzusetzen und das auf Grundlage einer so innovativen Technologie – darüber diese Chance zu nutzen, musste ich nicht lange nachdenken. Ich habe mich in meinem Leben selten gescheut, Verantwortung zu übernehmen und wurde glücklicherweise auch in dem Gedanken erzogen, dass ich fast alles schaffen kann. Vor allem aber alles versuchen sollte, um meine Grenzen kennenzulernen und im besten Fall über mich hinauszuwachsen. Dafür, und auch für die weiblichen Unternehmerinnen-Vorbilder, die es schon in meiner frühsten Kindheit gab, bin ich sehr dankbar und genieße jeden Tag bei Polytives.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Wir sind sehr dankbar für die immense Unterstützung, die wir von vielen Seiten erhalten. Angefangen bei Felix Schacher, der uns als Mitgründer des Unternehmens und wissenschaftlicher Berater zur Seite steht, bis hin zu unseren Investoren und Partnern, die aus den verschiedensten Bereichen stammen und bis heute unseren Weg begleiten. Die größte Motivation erfahren wir als Team, indem wir uns gegenseitig unterstützen und austauschen. Die enge Zusammenarbeit und der offene Dialog innerhalb unserer Gruppe schaffen eine inspirierende und ermutigende Umgebung, in der jeder Einzelne sein Bestes geben kann.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Auch, wenn es die meisten vermutlich nicht mehr hören können (uns eingeschlossen): der Unternehmensstart im März 2020 bedeutete auch einen Start „gemeinsam mit Corona“. In diesem Umfeld eine Firma aufzubauen und damit auch alle Strukturen einer solchen neu zu schaffen, war sehr herausfordernd. Zusätzlich haben wir Leute für den Teamaufbau gesucht, ebenso wie eine Finanzierung und natürlich erste Kunden – alles hauptsächlich remote.

Ich bin zwar ein großer Fan von der Möglichkeit des Homeoffice und allem, was dazu gehört. Aber diese Dinge benötigen persönlichen Kontakt, um gut und vertrauensvoll umgesetzt zu werden. Die Unsicherheit, die um sich griff, war zusätzlich hinderlich – nun können wir darauf zurückblicken und sagen „wir haben all diese Aufgaben dennoch gut gemeistert!“

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Mit unseren Kunststoffadditiven möchten wir unseren Kunden ein Werkzeug an die Hand geben, um die täglichen Herausforderungen in der Kunststoffverarbeitung bestens zu meistern. Genau an diesem Punkt setzen wir an, um unsere innovativen und nachhaltigen Lösungen anzubieten; wir stehen in sehr engem Austausch mit den Expert:innen an den Anlagen und hören gut zu. Denn wir bieten das chemische Know-How, ebenso wie einiges an anwendungstechnischem Wissen, doch Kunststoffverarbeiter sind wir nicht und das vergessen wir nie und lernen immer wieder eine Menge dazu.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Unsere Gründung wurde zunächst als EXIST-Projekt finanziert, was für uns einen bedeutenden Schritt darstellte. Durch diese Förderung erhielten wir die Möglichkeit, unsere Forschungsergebnisse erfolgreich auf Herz und Nieren zu prüfen und zu gewährleisten, dass das Risikolevel auf einen Maßstab sinkt, an dem Investoren eine Finanzierung wagen. Darüber hinaus konnten wir unser Team weiter ausbauen und von Beginn an mit heterogenem Wissen die Idee bis zur Gründung bringen. Im Jahr 2021 folgte dann die erste Finanzierungsrunde und in diesem Jahr eine zweite. Dabei setzten wir auf einen institutionellen VC-Geber (die bm-t) und einen strategischen Investor; Ende 2022 wurde bereits ein Exit erreicht.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Bislang können wir mit unseren Additiven eine sehr große Anzahl an Polymeren optimieren. Unser Ziel ist es, noch weiterzugehen und unsere Additive für jede Art von Polymer auf der ganzen Welt einsetzbar zu machen und somit noch mehr Möglichkeiten zu schaffen.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Auch, wenn es wie ein Kalenderspruch klingt: Wir bei Polytives sind fest davon überzeugt, dass es keine falschen Entscheidungen gibt, sondern nur wertvolle Erfahrungen, aus denen wir lernen können. Daher möchte ich Gründerinnen ans Herz legen: Bleibt stets neugierig und offen und habt keine Scheu, Entscheidungen zu treffen, selbst wenn man dabei auch mal Fehler macht. Es gibt immer ein Zurück oder ein mögliches Nachjustieren. Nichts ist schlimmer, als sich nicht zu entscheiden, auch wenn es schwerfällt. Und: sucht euch Vorbilder und Gleichgesinnte, um euch auszutauschen!

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Website der Polytives GmbH: www.polytives.com

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