Gründerinnen im Porträt

Re-Fresh Global: Nachhaltiges Upcycling von Textilien

Re-Fresh Global ist ein in Berlin ansässiges, 2021 von Viktoria Kanar und Revital Nadiv gegründetes Start-up, welches durch seinen innovativen Ansatz des Upcyclings eine nachhaltige End-to-End-Lösung im industriellen Bereich vorantreibt. Das Unternehmen revolutioniert die Textilindustrie, indem es Textilabfälle mittels eines einzigartigen Upcycling-Prozesses in hochwertige neue Rohstoffe (Nanocellulose, Bioethanol, Multifunktionsfasern) verwandelt. Dieses wegweisende Konzept wurde mit der sogenannten SMART-UP URBAN MICROFACTORY für die Industrie zugänglich gemacht und kann dadurch selbst für KMUs kostendeckend genutzt werden. Re-Fresh Global nimmt damit eine Vorreiterrolle ein und trägt maßgeblich zur Umgestaltung hin zu einer Kreislaufwirtschaft bei.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich bin in Berlin aufgewachsen, hier habe ich nach dem Abitur Kommunikationsmanagement studiert und erste Erfahrungen im PR-Bereich durch ein Praktikum bei Schröder + Schömbs PR gesammelt. Außerdem war ich aktiv im Studentenleben und wurde zur Vorsitzenden des Bundesverbands Jüdischer Studenten in Deutschland. Nach dem Diplom ging ich nach Israel, wo meine studentische Kariere weiterging. So wurde ich kurz nach meiner Übersiedlung zur Vorsitzenden des Weltverbands Jüdischer Studenten gewählt. Ich hatte mich also schon früh für die Verbindung zwischen politscher und Öffentlichkeitsarbeit interessiert und habe mich dann auch entschieden ein MA im Bereich „Interdisziplinäre Demokratie-Studien“.

Ich wollte also weiterhin in der Öffentlichkeitsarbeit bleiben, hatte mich jedoch dagegen entschieden in die Berufspolitik zu gehen und stattdiesen in der PR zu arbeiten. Nach einer Angestelltenposition in einer PR Firma, erfüllte ich mir den Traum und wurde Mitinhaberin eine Agentur in Tel Aviv für internationale PR. Die meisten unserer Kunden waren aus dem Hi-Tech Bereich, Startups und angegessener Technologieunternehmen.

Durch einen Zufall jedoch sind wir auf die Modewelt gestoßen, als in Tel Aviv die erste Fashion Week stattfand. Wir boten unsere Leistungen an, den wir konnte PR in mehreren Sprachen und Ländern bedienen. So kam ich in die Modewelt und diese Erfahrung führe mich schließlich zu Re-Fresh Global.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Mit einer kleinen Ausnahme, als ich ca. 2 Jahre bei einem Fernsehsender gearbeitet hatte, war ich die meiste Zeit selbständig. Ich war oft Beraterin oder Produzentin von eigenen Projekten und Veranstaltungen. Trotzdem hatte ich nie gedacht, dass ich je Startup-Gründerin werde.

Auch das hat eher wie ein Projekt angefangen. Als ich meine Mitbegründerin Revital Nadiv getroffen hatte, hatten wir keine Pläne ein eigenes Unternehmen zu gründen, eher dachten wir dass wir Brands und Unternehmen beraten werden wie sie nachhaltig wirtschaften und gestalten können.

Schnell haben wir aber verstanden, dass es nicht genug innovative Lösungen gibt, die die grundliegenden Probleme der Modeindustrie bewältigen können. So wurde uns schnell klar, dass wenn wir eine wahre Veränderung machen, wir die Lösung selbständig entwickeln und anbieten müssen.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Während der Entstehungsphase haben wir mit sehr vielen Menschen aus unserem Bereich gesprochen. Wir arbeiten immer nach dem Motto: „Ich weiss, was ich nicht weiss“. Das macht einen offen für Ratschläge von Experten und Menschen, die vielleicht schon einen ähnlichen Werdegang hatten und man aus ihrer Erfahrung lernen kann.

Außerdem haben wir immer versucht Menschen zu finden, die ihre Expertise zu präzisen Fragen teilen können. Anfangs waren es teils Gefallen, denn wir hatten keine Möglichkeit zu zahlen, heute ist es uns möglich auch für ein Entgelt wichtige Informationen von Experten zu bekommen, die uns weiterbringen.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Für Startup-Gründer/innen gibt es nie nur „die eine Herausforderung“. Es ist wie Bergsteigen, vielleicht hat man eine bestimmte Höhe erreicht, aber danach muss es weitergehe.

Vielleicht ist gerade diese Erkenntnis das was mir immer geholfen die Herausforderungen zu meistern, weil ich wusste, das was jetzt kommt ist nicht das Ende der Welt, sondern Teil eines Puzzles. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft werde ich zurückblicken und wissen – ich hab’s geschafft!

Hinzu kommt, dass als (alleinstehende) Mutter Herausforderungen sowieso anders angenommen werden – man ist daran gewöhnt mehrere Probleme und Situationen gleichzeitig zu bedienen und zu meistern.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Die Leidenschaft für die Sache. Der Glaube daran, dass was wir machen wirklich weltverändernd ist und nicht noch ein Produkt, dass die Welt vielleicht nicht unbedingt braucht.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

Am Anfang mussten wir sehr kreativ sein und alle Möglichkeiten ausnutzen. So hatten wir uns für viele Grants und auch kleine Finanzierungen beworben oder Unternehmen und Organisationen davon überzeugen können uns kostenlos zu helfen.

Später, als die Firma gegründet wurde begaben wir uns auf die typische Startup Fundraising Route. Das geschah dann, als ich zurück in Berlin war und langsam, aber sicher ein ganz neues Netzwerk an Kontakten aufbauen musste, dass mich schließlich dazu geführt hat mit den richtigen Investoren zusammen zu kommen, die dann bereit waren zu investieren.
Insgesamt muss man beim Fundrising wissen, dass es ein Prozess ist, bei dem man viel Geduld aufbringen muss und manchmal vergleiche ich es auch mit dem Daten – bis der richtige kommt, gibt es halt viele leere Versprechungen!

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Beruflich haben wir noch sehr viel vor. Re-Fresh Global soll, wie der Name es sagt, tatsächlich zu einer globalen Firma ausgebaut werden, schließlich besteht das Problem der Textilabfälle überall!

Persönlich möchte ich also weiterhin in der Lage sein, beides, Familie und Beruf verbinden zu können und nie auf die Sachen verzichten zu müssen, die sowohl beruflich als auch persönlich wichtig sind. Dazu gehört reisen, anderen Menschen helfen zu können und vielleicht in der Zukunft doch wieder aktiver zu werden im politischen Bereich, weil die aktivistische Ader mir doch erhalten geblieben ist.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Handele nie impulsiv! Als Gründerin wird immer sehr viel von dir erwartet, aber das heißt nicht, dass man sofort handeln muss. Manchmal muss sich kurz Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen und auf die eigene Intuition zu hören.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Website von Re-Fresh Global: www.re-fresh.global

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