Gründerinnen im Porträt

Wie funktioniert Erfolg?

Gastbeitrag von Marina Friess-Henze

FEMINESS steht für Erfolg. FEMINESS steht aber auch für meinen ganz persönlichen Lebensweg. Der war wahrlich kein Spaziergang, erforderte durchaus eine gewisse Portion Mut sowie jede Menge harter Arbeit. Er war gepflastert von lehrreichen Erfahrungen und führte mich durchaus auch in die eine oder andere Sackgasse. Aber ich habe jeweils wieder auf den richtigen Weg zurückgefunden und dabei wichtige Etappenziele erreicht. Das Spannende ist, dass mein Weg nicht nur ständig weiter geht, sondern dass zugleich die Ziele auch immer fantastischer werden.

Oft werde ich gefragt: Marina, wie bist Du da hingekommen, wo Du heute stehst? Und kann ich das auch schaffen? Natürlich ist mein Weg individuell und nicht wirklich kopierbar. Aber bestimmte Erfolgsstrategien kann jede Frau für sich anwenden auf ihrem ganz persönlichen Weg zum Erfolg. Wie diese Erfolgsstrategien aussehen und wie sie funktionieren erzähle ich am besten anhand meiner eigenen Geschichte.

Den Umgang mit Geld muss man lernen

Ich war vier Jahre alt, als meine Eltern sich trennten. Meine Mutter, die mich nun allein großziehen musste, war gezwungen, sich eine Arbeit zu suchen, um unser Leben zu finanzieren. Das klappte mehr schlecht als recht. Denn so viel sie auch arbeitete, das Geld war immer knapp. Sie musste genau kalkulieren und abwägen, damit es bis zum Monatsende reichte. Das hatte leider auch zur Folge, dass ich nie wirklich gelernt habe, eine vernünftigen Umgang mit Geld zu entwickeln. Dieser schwierige finanzielle Zustand zog sich durch meine gesamte Kindheit und Jugend und hielt sich bis zu meiner Ausbildung zur Kosmetikerin, als ich endlich mein eigenes Geld verdiente. Auch wenn ich nach meiner Ausbildung schnell in einem Wellness-Hotel eine gute Anstellung fand und mich binnen kürzester Zeit zur Leiterin der Beauty-Farm emporarbeitete, war ich nicht wirklich zufrieden. Zum einen erfüllte mich die Arbeit nicht richtig. Zum anderen war mir schnell klar, dass, egal, wie viel und hart ich in diesem Beruf arbeiten würde, ich nie die finanzielle Unabhängigkeit erreichen könnte, die ich mir so sehnlichst wünschte.

Altes hinter sich lassen und neu starten

Ich hatte verstanden: Wenn ich richtig Geld verdienen wollte, musste ich mich beruflich verändern. Ich kündigte kurzentschlossen meinen Job, ohne eine Alternative zu haben. Das war ein Risiko, aber ich vertraute auf das Leben und meine Fähigkeiten. Schon kurze Zeit später fand ich eine neue Arbeitsstelle in einem Callcenter und verkaufte fortan kostenfreie Abendseminare eines Weiterbildungsanbieters. Gut quatschen konnte ich dank meiner stark ausgeprägten Kommunikationsfähigkeiten schon immer, weshalb ich gut verkaufte. Das hat mich so beflügelt, dass ich mit gerade mal 21 Jahre einen weiteren riskanten Schritt wagte, von meiner bayerischen Heimat nach Düsseldorf zog und mich dort in der Weiterbildungsbranche selbständig machte. Ich war hungrig auf Erfolg. Und ich träumte von einem besseren Leben.

Keine Hürden im Kopf aufbauen

Zugegeben, ich konnte mir diesen Mut nur erlauben, weil ich wegen meines jungen Alters noch keine großen finanziellen Verpflichtungen hatte. Außerdem hatte ich die Versicherung meiner Mutter, jederzeit wieder bei ihr einziehen zu können, falls ich mit meiner Selbständigkeit scheitern sollte. Das war natürlich ein hilfreiches Ruhekissen, dass mir eine gewisse Freiheit verlieh. Eigentlich war ich sowieso nicht diejenige, die sich im Vorfeld übermäßig den Kopf zerbrach, was alles passieren könnte, und die sich für jedes mögliche Problem das entsprechende Horrorszenario ausmalte. Nicht lange grübeln, sondern einfach machen, so lautete mein Motto. Also ergriff ich diese Chance und weiß heute, dass es die einzig richtige Entscheidung war, mich so jung schon in die Selbständigkeit zu wagen, auch wenn ich zwischenzeitlich ein paar einschneidende Erfahrungen machen musste.

Der Erfolg in Düsseldorf ließ nicht lange auf sich warten und ich hatte endlich das, wovon ich die ganzen Jahre zuvor geträumt hatte: Geld im Überfluss! Da ich jedoch nie gelernt hatte, wie man mit seinen Finanzen richtig umgeht, und dass man als Selbständige Rücklagen für die Steuern bilden muss, gab ich ich mein Geld – so wie es reinkam – mit vollen Händen gleich wieder aus. Außerdem dachte ich in meinem jugendlichem Leichtsinn, dass es für mich mit dem sicheren und hohen Verdienst selbstverständlich immer so weitergehen würde. Das war ein fataler Fehler, wie sich nach drei Jahren leider herausstellen sollte. Mein Kunde, für den ich umgezogen und so erfolgreich tätig war, meldete Insolvenz an. Keinen Job, keinen Verdienst mehr, aber die Kosten für meinen gehobenen Lifestyle mit großer Wohnung, schickem neuen Auto und anderen netten Statussymbolen liefen trotzdem weiter. Es dauerte folglich nicht lange und ich war bis über beide Ohren verschuldet.

Die Bereitschaft, einen hohen Preis zu zahlen

Da Selbstmitleid für mich keine Option war, suchte ich intensiv nach einer vernünftigen Lösung für meine teils selbstverschuldete Misere. Im 200 Kilometer entfernten Frankfurt fand ich durch einen befreundeten Kollegen ein anderes Unternehmen als neuen Kunden. Aber mit dem Luxus war es trotzdem vorbei. Statt in meine eigenen vier Wände zog ich mit ein paar Habseligkeiten und einer Luftmatratze in die Einzimmerwohnung-Dachgeschosswohnung ohne Badezimmer zu einer Freundin, die dort mit ihrem Partner lebte. Es war wie in der Jugendherberge und eine totale Umstellung für mich. Aber das nahm ich alles bereitwillig in Kauf für mein dringlichstes Ziel, finanziell möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. Ich fing wieder bei null an, ackerte und ackerte wie verrückt und wurde belohnt. Binnen von zwei Jahren konnte ich meine Schulden begleichen. Und was genauso wichtig war: Ich stand beruflich wieder fest auf zwei Beinen und wurde für das Unternehmen als Vertriebsleiterin zurück nach Nordrhein-Westfalen beordert. Auch wenn man mich jetzt für undankbar hält, richtig zufrieden stellte mich diese Aufgabe in der von Männern dominierten Branche nicht. Ich wollte mehr, wollte etwas Eigenes.

Der Mut, Neues zu wagen, haben mich und mein Unternehmen groß gemacht

Nachdem mir klar war, was ich wollte, kündigte ich meinem Kunden unsere Zusammenarbeit auf und gründete Ende 2011 mein eigenes Seminarunternehmen, nur für Frauen. Feminess war geboren und startete im Mai 2012 mit dem ersten Abendseminar vor 25 Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften. Es war ein guter Beginn, wenngleich auch noch lange nicht alles perfekt war. Meine Homepage war eine einzige Baustelle, der Inhalt meines Seminars entwickelte sich erst zwei Stunden vor Seminarbeginn. Mir war das alles relativ egal, denn ich wollte einfach nur machen, machen, machen, statt in übertriebenem Perfektionismus zu erstarren. Diese mutige Entscheidung zu treffen, ausschließlich Weiterbildungsseminare für Frauen anzubieten, war das Beste, was ich damals tun konnte. Mein Unternehmen wächst und wächst. Und meine Leidenschaft, Frauen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen, ist unerschöpflich. Ich arbeite noch immer sehr viel, empfinde es aber nicht so, weil es einfach unglaublich viel Spaß macht.

Mit Multiplikatoren und Kooperationspartnern arbeiten

Dank der großen Nachfrage, biete ich mittlerweile nicht mehr nur Seminare, Workshops oder Einzelcoachings an. Ich habe auch einen Kongress ins Leben gerufen, der zweimal jährlich stattfindet und jeweils um die 500 Frauen anlockt. Logisch, dass ich das nicht alleine schaffe. Von Beginn an habe ich auf Kooperationen und Multiplikatoren gesetzt. Denn es war nie mein Anliegen, meine Ziele im Alleingang zu erreichen. Im Gegenteil, es stand für mich schon von Beginn an die Frage im Raum, wer mir dabei helfen kann, erfolgreich zu sein. Inzwischen habe ich ein eigenes 12-köpfiges Team, dass mich mit viel Engagement und Kompetenz auf allen Ebenen unterstützt. Wie wichtig so ein gutes Team ist, zeigt sich in den vielen unterschiedlichen, großen Projekten, die wir für Feminess im Laufe der Zeit ins Leben gerufen haben. Wir haben das „Feminess Magazin“, ein Business-Magazin von Frauen für Frauen, gestartet, den Feminess Talk“ als Talkshow gegründet wie auch die „Feminess Speaker School“. Und natürlich habe ich noch viele weitere gute Ideen, die nur noch auf ihre Umsetzung warten.

Mein früher Start in die Selbständigkeit hat es mir leichter gemacht

Blicke ich auf die letzten dreizehn Jahre zurück, weiß ich, dass ich für mich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Darüber bin ich sehr glücklich. Aber ich bin auch ausgesprochen dankbar. Dankbar für die Tiefschläge und meinen Moment des Scheiterns. Denn das Scheitern hat mich wachsen und stärker werden lassen. Für mich war es deshalb wichtig, frühzeitig mit meiner Karriere zu starten. Wer ein Unternehmen gründet, muss Jahre der Entbehrung akzeptieren und den ein oder anderen Umweg nehmen, bis er ans Ziel kommt. Es war zwar nicht immer einfach, aber ich war jung, ich war hungrig und ich hatte mein Ziel stets vor Augen. Das hat es mir sicherlich leichter gemacht, auch schwierige Lebensphasen zu meistern.

Naja, du hast halt Glück gehabt“, hat ein enges Familienmitglied einmal zu mir gesagt. NEIN, VÖLLIG FALSCH! Mein Erfolg basiert nicht auf Glück. Er basiert ganz eindeutig auf mutigen Entscheidungen und dem nötigen Durchhaltevermögen, wenn es mal wirklich schlecht lief. Und das Durchhalten ist nicht nur eine Frage von Wochen oder Monaten, sondern manchmal sogar von Jahren.

Wenn ich aus meiner Geschichte etwas mitgenommen habe, dann ist es die Erkenntnis: Nur wer nicht aufgibt, hat eine Chance auf Erfolg!

Marina Friess-Henze ist Unternehmerin und die Gründerin von Feminess, eines der größten Weiterbildungsanbieter für Frauen in Europa. Mit dem Feminess Kongress begeistert sie zweimal im Jahr ca. eintausend Teilnehmerinnen.

Hier geht es direkt zur Homepage www.feminess.de

Vorheriger Beitrag

Gesucht: Mutige Frauen mit Unternehmergeist! Darboven IDEE-Förderpreis

Nächster Beitrag

TV-Star Judith Williams unterstützt Förderprogramm für Unternehmerinnen