Authentisches Marketing? Ja! Aber wie?
Ein Gastbeitrag von Kristin Woltmann
„Sei du selbst. Alle anderen sind bereits vergeben“, schrieb Oscar Wilde schon vor mehr als hundert Jahren. Der Ruf nach Authentizität ist nicht neu, aber lauter denn je. Auch und gerade in der Geschäftswelt. Das gesamte Marketing soll möglichst authentisch sein, und das Personal Branding sowieso. Aber was bedeutet das? Wie sichtbar muss ich mein Privatleben machen, um als authentisch wahrgenommen zu werden? Und ist Authentizität im Marketing überhaupt gut?
Meine Antwort auf die letzte Frage ist ein klares Ja. Mit Bedacht eingesetzt, ist authentisches Marketing für Unternehmerinnen und Unternehmen ein wunderbares Mittel der Präsentation. Das hat vor allem zwei Gründe.
Authentisches Marketing. Attraktiv durch Persönlichkeit
Durch authentisches Marketing werden wir attraktiv, weil wir uns als Menschen zeigen und unsere Werte deutlich machen. Dass die Persönlichkeit gerade beim Aufbau einer Personenmarke eine große Rolle spielt, ist keine Überraschung. Je stimmiger wir das Bild von uns und unserem Angebot zeichnen, desto anziehender sind wir für Follower*innen – und für Kunden*innen. Es gilt aber auch für große Unternehmen. Wenn beispielsweise ein Modelabel Nachhaltigkeit als Wert seiner Marke propagiert und dazu auffordert, nur dann eine neue Jacke zu kaufen, wenn es wirklich nötig ist, dann vermittelt er, dass er es ernst meint. Authentisch sein heißt auch: ehrlich, glaubwürdig, zuverlässig.
Der ideale Weg zur Differenzierung
Den zweiten Grund hat der Schriftsteller Wilde perfekt auf den Punkt gebracht. Indem wir unsere Persönlichkeit präsentieren, zeigen wir unsere Unverwechselbarkeit. Natürliche Unterschiede werden sichtbar. Auf einem immer stärker wachsenden Markt kann ich mich positionieren, kann mich von anderen abheben. Selbst unter Hunderten von ähnlichen Angeboten werden die Kundinnen und Kunden sich dann für mich entscheiden, wenn ihnen meine Persönlichkeit – die ja stimmig in meiner Marke gespiegelt ist – am meisten gefällt.
Aber wie zeige ich mein Ich? Indem ich mein Frühstück poste? Meine Antwort auf die Frage, wie viel Privates öffentlich sein soll, um authentisch zu wirken, ist schon nicht mehr so eindeutig. Für mich gibt es eine Grenze zwischen Privaten und Persönlichem. Sie ist nicht in Stein gemeißelt, ich lege sie abhängig davon fest, was in meinem Business relevant ist. Und sie muss nicht für andere gelten.
Was ich frühstücke zum Beispiel, hat mit mir als Business Coach herzlich wenig zu tun, bleibt also Privatsache. Dasselbe gilt für die Inneneinrichtung unseres Hauses. Prinzipiell gilt: Was privat ist, darf auch privat bleiben. Denn dies ist die Frage, anhand derer ich die Grenze zwischen privat und persönlich immer ausrichte: Was ist relevant für mein Geschäft?
Ein sehr beliebter Hashtag ist „OOTD“ (Outfit of the Day). Hier kann es schon mal passieren, dass ich mein Outfit auf Social Media zeige – wenn es meine entspannt-erfolgreiche Businessausrichtung unterstreicht.
Die Relevanz für‘s Business macht den Unterschied
Für eine Ernährungsberaterin kann es sehr wohl richtig sein und zum authentischen Marketing gehören, ihr Frühstück zu fotografieren und zu teilen. Ein Interior Coach mag es sinnvoll finden, seinen Follower:innen zu zeigen, wie das eigene Wohnzimmer gerade aussieht. Und dass eine Fashion Bloggerin ihr #OOTD postet, liegt mehr als nah.
Für viele in meiner Community ist beispielsweise von Interesse, wie ich als Geschäftsführerin einer Coaching-Firma mit zehnköpfigem Team meinen Geschäftsalltag gestalte. Deshalb teile ich dazu Einblicke, beispielsweise in den Stories. Auch wie ich Familie und Business manage, ist für viele Frauen, die schon selbständig sind oder sich selbständig machen wollen, ein spannender Insight. Das ist etwas Persönliches, aber nicht zu privat. Privat ist die Frage, ob mein Mann und ich uns ein weiteres Kind wünschen. Das bleibt unsere Privatsache.
Authentizität und Nähe sind spürbar
Zum stimmigen Bild gehören aber nicht nur die einzelnen Inhalte, die wir in unseren verschiedenen Kanälen veröffentlichen, sondern der Gesamtauftritt. Bist Du zum Beispiel eine eher introvertierte, sensible, tiefgründige Person, dann sollte dein Marketing das spiegeln. Ein lautes, reißerisches Auftreten und grelle Farben würden dazu nicht passen. Es wäre nicht authentisch – die Menschen würden es spüren. Wenn witzige Reels auf Instagram nicht zu dir passen, mach bitte keine. Schreib lieber einen Guide mit den wichtigsten Learnings und Aspekten zu deinem Thema und teile dein tiefes Wissen mit deiner Community. Das kommt sicher besser rüber!
Aber Vorsicht: Nicht nur dein Wissen ist relevant für deine Follower:innen. Authentisches Marketing ist menschliches Marketing. Überlege dir daher, welche Eigenarten und liebevollen Macken du bewusst in deinen Content einfließen lässt, um dich als Mensch greifbarer zu machen. Auch Fails können und sollten Thema sein, wenn sie passieren. Hab keine Angst, auch mal Gefühle und Schwächen zu zeigen. Sie machen uns nahbar und damit attraktiv. Sie sind wie das Salz in der Suppe des authentischen Marketings.
Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz als Holistic Business Coach begleitet die studierte Betriebswirtin und Marketing-Expertin Kristin Woltmann Frauen auf dem Weg zu ihrem eigenen Business.
Mehr Infos unter: https://kristinwoltmann.de/
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