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Kommt der Menstruationsurlaub in Deutschland infrage?

Aus der Redaktion

In der Schweizer Stadt Freiburg wurde vor Kurzem beschlossen, dass Angestellte bei starken Regelschmerzen bis zu drei Tage einen bezahlten Urlaub nehmen dürfen. Doch wie sieht die Situation in Deutschland aus und warum gibt es dafür so viele Gegenstimmen? In diesem Beitrag erhalten Sie alle Informationen rund um dieses Thema.

Frauen in der Arbeitswelt

Ein zentrales Argument in dieser Debatte ist die bestehende Benachteiligung von Frauen im Berufsleben, die durch Faktoren wie Schwangerschaften, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen verstärkt wird. Dies wird auch durch die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit untermauert: Im Jahr 2022 waren in Deutschland 21,8 Millionen Männer berufstätig, verglichen mit 19,3 Millionen Frauen. Obwohl sich in den letzten Jahren einiges geändert hat, gibt es noch hartnäckige Vorurteile, die nicht ohne Weiteres beseitigt werden können.

Hierzulande nimmt die berufliche Selbstständigkeit von Frauen zunehmend an Bedeutung zu. Im Jahr 2021 lag der Anteil bei 33,2 Prozent, während er im Jahr 2022 bereits auf 37 Prozent gestiegen ist. Heutzutage gibt es unzählige Möglichkeiten, die Selbstständigkeit zu erleichtern und sogar von Zuhause aus zu arbeiten. Sie können dafür statt ihrer eigenen Adresse eine Geschäftsadresse mieten, um die Privatsphäre zu schützen. Auf diese Weise können Sie die Seriosität Ihres Unternehmens bewahren, ohne zusätzliche Büroräume mieten zu müssen.

Vergleich zu anderen Ländern

Interessant wird es, wenn der Blick auf andere Länder gerichtet wird. In Spanien gibt es seit dem letzten Jahr eine gesetzliche Regelung, die vorsieht, dass Frauen drei Tage im Monat freinehmen können, ohne ein Attest vorzulegen. Dieses Land ist darüber hinaus auch sechs Plätze höher beim Frauenanteil in der Führungsposition als Deutschland.

In Asien haben andere Pionierländer bereits vor Jahrzehnten Maßnahmen ergriffen: Japan hat seit 1947 einen eintägigen Menstruationsurlaub eingeführt. Südkorea und Indonesien haben in den 1950er-Jahren ähnliche Regelungen festgelegt. In Indonesien beträgt die Dauer zwei bezahlte Tage pro Monat, während es in Südkorea ein bezahlter Tag ist. Obwohl das so ist, ist die Wirtschaft in diesen Ländern nicht abgebrochen oder hat einen signifikanten Verlust dadurch erlitten.

Debatte in Deutschland

Es ist unwahrscheinlich, dass Deutschland ein solches Modell in Erwägung zieht. Der erste Vorschlag kam von der Linken, die freie Tage für Frauen gefordert haben. Die Diskussion wurde jedoch schnell unterbunden, da es schwierig ist, dies gesetzlich anzupassen, weil jede Frau individuell damit umgeht und es keine allgemeine Regelung dafür festgelegt werden kann.

Kritiker behaupten, dass Angestellte bereits über genügend Krankentage verfügen und eine spezielle Regelung nicht vonnöten sei. Außerdem wäre das nicht gerecht gegenüber den männlichen Kollegen und dass dies umgekehrter Sexismus ist. Hinzu kommt, dass aus diesem Grund womöglich noch weniger Frauen eingestellt werden würden.

Gegenstimmen der Öffentlichkeit

Wer diese Debatte verfolgt hat, konnte schnell feststellen, dass die Gegenstimmen für dieses Modell sehr laut sind. Die breite Meinung suggeriert, dass dies nicht mit Feminismus und Gleichberechtigung zu tun hat, da alle gleichbehandelt werden sollten. Einige argumentieren, dass die Einführung eines Menstruationsurlaubs Frauen möglicherweise als schwächer oder weniger belastbar darstellen könnte. Das würde eventuell den Fortschritt in Richtung Geschlechtergleichstellung behindern.

Es wird die Frage aufgeworfen, ob solche speziellen Regelungen in der Arbeitswelt notwendig sind oder ob sie eher zur Spaltung der Belegschaft führen. Einige befürchten auch, dass die Verwaltung und Umsetzung eines solchen Urlaubsprogramms zusätzliche Belastungen für Unternehmen mit sich bringen könnte. Für kleinere Betriebe oder solche mit begrenzten Ressourcen wäre es schwierig, diese Vorgaben umzusetzen.

Das eigentliche Problem

All diese Argumentationen, Bedenken und Gegenstimmen offenbaren im Grund das eigentliche Problem, was scheinbar niemand offen ansprechen will. Folgende Aspekte werden dadurch deutlich:

  • Schlechtere Gesundheitsversorgung bei Frauen: Die Gesundheitsversorgung bei Frauen lässt oft zu wünschen übrig, da es weniger Forschung an dem weiblichen Körper vorgenommen wird. Dies führt zu einer Unterversorgung und einem Mangel an spezifischen Lösungen für Gesundheitsprobleme bei Frauen. Deswegen haben sie beispielsweise bei einem Herzinfarkt weniger Überlebenschancen als bei Männern. Das liegt daran, dass die Symptome viel zu spät festgestellt werden, da sie sich anderes zu erkennen geben.

Doch das ist keine Überraschung, denn bereits im jungen Alter wird Ihnen eingeredet, dass sie sich zusammenreißen sollen, wenn sie zum Beispiel Unterleibsschmerzen haben. Dabei haben Studien gezeigt, dass fast 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter an Endometriose leiden

  • Politischer Widerspruch: In der Politik wird der Widerspruch deutlich, wenn es um Frauenrechte geht. Sie werden ermutigt, mehr Kinder auf die Welt zu setzen, aber gleichzeitig wird die Schwangerschaft als Argument gegen eine Einstellung vorgebracht. In Deutschland gibt es prozentual mehr Akademikerinnen als Akademiker. Trotz dessen gibt es immer noch zu wenig Frauen in Führungspositionen. Es bringt auch nichts, dass in der politischen Führungsebene mehr Frauen sitzen, die diesbezüglich keine Veränderungen hervorbringen konnten.
  • Berufliche Diskrepanzen: Ein weiterer allgemein bekannter, jedoch noch immer ungelöster Punkt betrifft die Entlohnung von Frauen. Trotz vieler Bemühungen und Forderungen nach Gleichstellung verdienen Frauen nach wie vor im Durchschnitt weniger Geld für dieselbe Position als ihre männlichen Kollegen. Darüber hinaus bleibt das Problem der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz bestehen und ist sogar alarmierend weitverbreitet. Trotz gesetzlicher Maßnahmen und zunehmender Sensibilisierung gibt es nach wie vor viele Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

Vergangene Entscheidungen und heutige Auswirkungen

Erinnern Sie sich noch an die Debatten um das Thema Frauenquote? Ähnliche Argumente wurden damals gegen eine solche Regelung vorgebracht. Es sei sexistisch, die Gefahr wäre groß, dass weniger qualifizierte Frauen eingestellt werden müssen und dadurch wäre die Gleichberechtigung nicht mehr gewährleistet. Heutzutage präsentiert sich die Welt jedoch in einem ganz anderen Licht.

  • Die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote hat nicht dazu geführt, dass Männer übergangen wurden. Es wurde deutlich, dass es manchmal notwendig ist, solche Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass alle gleiche Chancen für dieselbe Position haben.
  • Genauso wie die anfängliche Diskussion über die Elternzeit für Männer. Schweden war zu seiner Zeit Vorreiter und hatte dieses Konzept bereits seit dem Jahr 1974 eingeführt. Darauf folgten dieser Regelung Norwegen im Jahre 1993 und Island im Jahr 2000. Sieben Jahre danach hat Deutschland ebenfalls dieser Vorschrift zugesprochen.
  • Ähnlich verliefen die vergangenen Diskussionen über das Arbeiten Homeoffice, auch wenn das keine geschlechtsspezifische Regelung ist. Vor Jahren haben Studien ergeben, dass die Arbeit von zu Hause aus an manchen Wochentagen keine negativen Auswirkungen auf das Arbeitsklima oder die Arbeitsbereitschaft hat. Erst durch die Corona-Krise kam es keinen Weg mehr daran vorbei.

Diese Beispiele zeigen, wie sehr Deutschland hinterherhinkt, wenn es um Veränderungen und Fortschritte geht. Der Menstruationsurlaub ist derzeit kein aktuelles Thema und wird voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft keines werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es in Zukunft nicht wieder relevant werden könnte, während andere Länder bereits weiter vorangeschritten sind.

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