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Unternehmensnachfolge: Mit Erfolg übernehmen

Ein Gastbeitrag von Dr. Katharina Suchy

In Deutschland werden jährlich rund 600.000 Unternehmen neu gegründet. Eigene Erhebungen zeigen, dass aus bereits bestehenden Betrieben rund 30.000 übernommen werden. Das ist immerhin rund jedes 20. Unternehmen, das sich durch Nachfolge quasi „neu gründet.“

Anlässe für Übernahmen

„Der Grund einer Unternehmensübernahme ist regelmäßig die Übergabe eines gut funktionierenden Betriebes aus Alters- oder Gesundheitsgründen.“ so Dr. Katharina Suchy, überregionale Unternehmensberaterin. Gerade die mittelständisch geprägten Familienbetriebe der Nachkriegsgeneration bieten ein gute Substanz in Sachen Produkt, Technologie, Marke und Marktpositionierung.
Doch das ist oft leichter gesagt als getan. Wer seine Produkte selber entwickelt und sein Unternehmen aufgebaut hat, dem fällt es schwer, aufzuhören und einer Unternehmensnachfolge zuzustimmen, also seinen Betrieb durch Dritte weiter führen zu lassen.
„Aus erlebter Erfahrung gehört die Unternehmensübernahme zu den schwierigsten Managementaufgaben eines Unternehmers“. Bei einem Kundenunternehmen mit 130 Mitarbeitern ist der über 70jährige Inhaber plötzlich verstorben. Fatal, denn er entwickelte seine Technologien noch persönlich, kümmerte sich um die Produktion und leitete den Betrieb in den kaufmännischen Belangen. Der Todesfall war weder familiär, noch betriebsbezogen geregelt. „Diese massiven unternehmerischen Fehler passieren, wenn im Vorfeld keine Maßnahmen zur Abgabe initiiert werden.“ In der Folge litt das Unternehmen zunächst an Qualitäts- und Umsatzeinbußen. Heute ist das Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser gelangt: Es gibt zwei Geschäftsführer, die sich die Verantwortung teilen – ein Kaufmann aus dem eigenen Betrieb und ein neu eingestellter Ingenieur für die Fertigung.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland wird rund die Hälfte aller Übernahmen innerhalb der Inhaberfamilie geregelt. Etwa 30% der Betriebe werden an Dritte(auch Unternehmen) veräußert. Immerhin gibt es bei 20% unternehmensinterne Übernahmevereinbarungen, im Wesentlichen mit den Mitarbeitern,. sodass die Weiterführung des Betriebes zukunftsfähig ist. (Quelle: ifm Bonn, Übernahme in den Bundesländern)

Was macht eine Unternehmensübernahme erfolgreich

Die besten Erfolgsaussichten für eine nachhaltige Übernahme liegen im Wesentlichen bei zwei Unternehmensgruppen:
1. Mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz > 1 Mio Umsatz
2. Handwerksbetriebe mit mehr als 15 gut qualifizierten Mitarbeitern.
„Beide Unternehmensgruppen haben wesentliche Vorteile für die erfolgreiche Weiterführung. Sie sind bestens in ihrem Markt etabliert, verstehen Ihr Geschäft bzw. bedienen technologische Marktnischen und vor allem sind sie in ihrem Markt gut aufgestellt.“ so Dr. Suchy. Die Nähe zu den Kunden ob regional oder international mit individuellen Lösungen ist dabei wettbewerbsentscheidend. „Der Geschäftserfolg eines Unternehmens ist immer so gut wie seine Produkte und Dienstleistungen.“ Wer hieran konsequent innovativ und kundenorientiert handelt, wird sich nachhaltig auch für kommende Generationen aufstellen.

Risiken und Chancen einer Geschäftsübernahme

„Bei einem weiteren Kundenunternehmen – einem Hersteller für Kabelführungssysteme und Kabelverschraubungen stand die Weiterführung durch die kommende Generation lange in Frage. Es gab zwei Inhaberfamilien, die sich bereits vor vielen Jahren zerstritten haben. Die eine Familie war zuständig für alles Kaufmännische und den Vertrieb. Der zweite Familienzweig war der Innovative, der Produktneuerungen hervorbrachte und die Maßnahmen für die reibungslose Fertigung initiierte.“
Die Zwistigkeiten zwischen den jeweiligen Familienzweigen führte zu juristischen Auseinandersetzungen und drohte, das im Markt hervorragend etablierte Unternehmen auseinanderbrechen zu lassen.
„Erst eine langwierige Entwicklung von Kompromissen und der Orientierung an den Unternehmenswerten brachte die beiden Familien in einer nächsten Generation wieder zusammen.“ Nachdem die Ablaufprozesse neu strukturiert waren, und die Aufgaben- und Verantwortungsverteilung neu geregelt war, wurde der Staffelstab mit Erfolg an die nächste Generation übergeben.

 

Dr. Katharina Suchy

Dr. Katharina Suchy

Dr. Katharina Suchy, Dipl.-Ing.

Expertise in Vertrieb 3.0, Organisationsentwicklung und Gender-Sales
mit Know How unterschiedlicher Kernbranchen und Unternehmensstrukturen.

Dr. Suchy berät und trainiert seit 1989 namhafte Unternehmen in Mittelstand
und Industrie – Handel, Dienstleistung, Zulieferer und Hersteller.

Ihre neueste Publikation für strategischen Verkauf erscheint 2015.
Für She Works schreibt sie die monatlichen Kolumnen.

Mit ihren Leistungen gehört sie in Deutschland zu den führenden Unternehmensberatern für Strategie- und Geschäftsentwicklung.

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