Diversität

Ana Sanches: Diversität in Unternehmen als Spiegel unserer Gesellschaft

Ana Sanches ist VP of Diversity, Equity, and Inclusion bei Teleperformance. Im Interview mit SHE works! spricht sie über das Thema Diversität und dessen Bedeutung für Unternehmen.

Frau Sanches, wie wichtig ist heutzutage Diversität für ein großes Unternehmen?

Vielfalt ist für jedes Unternehmen wichtig, unabhängig von seiner Größe. Aber sie ist nur ein Teil der Gleichung. Was die Unternehmen ebenfalls angehen müssen, ist der Aspekt der Integration. Jeder Mitarbeitende sollte das Gefühl haben, dazuzugehören und er oder sie selbst sein zu können.

Ist Diversität aktuell ein Buzzword in der Wirtschaft oder doch eine ernstzunehmende Entwicklung?

Diversität ist kein Trend. Unternehmen sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Diese entwickelt sich derzeit in eine Richtung, die zunehmend gleiche Rechte und Chancen für alle fordert. Das muss sich auch in der Arbeitswelt fortsetzen.

Sie sind VP of Diversity, Equity and Inclusion. Was umfasst Ihr Aufgabenfeld?

Da ich direkt an den CEO berichte, bedeutet dies eine wichtige Unterstützung für jedes unserer Inklusionsprogramme. Die Aufgabe meines Teams ist es, Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in unserem Einflussbereich zu fördern, indem wir unsere Initiativen auf Sensibilisierung, Empowerment und soziale Verantwortung ausrichten.

Sie arbeiten für das Unternehmen Teleperformance und sind hier direkt in der Recruiting-Prozess eingebunden. Wie wird bei Ihnen das Thema Diversity gehandhabt?

Eine unserer Initiativen ist das Projekt Charlie. Bei diesem kann jede oder jeder im Rahmen des Einstellungsverfahrens seinen oder ihren Wunschnamen angeben, der dann fortwährend in unserem Unternehmen verwendet wird. Es ist eine einfache Maßnahme, die für die Menschen selbst einen großen Unterschied macht und sich vor allem auf das mentale Wohlbefinden positiv auswirkt. Wir haben außerdem ein Programm namens ‚Impact Sourcing‘, das darauf abzielt, Menschen aus unterrepräsentierten Gruppen zu gewinnen und ihnen zu helfen, sich in unserem Unternehmen zu entwickeln. Des Weiteren ist eine unserer obersten Prioritäten die Einstellung von Frauen in Führungspositionen. In nur einem Jahr sind wir von 10% Frauen, die direkt an den CEO berichten, auf 42% gestiegen. Wir sind auf dem gleichen Weg für die darunter liegenden Führungspositionen.

Inwieweit trägt ein divers aufgestelltes Unternehmen zur Zufriedenheit von Kund*innen und Mitarbeiter*innen bei?

Eines unserer Grundprinzipien lautet: „Be you and belong“. Wenn wir eine vielfältige Belegschaft haben, um Anfragen zu beantworten, stellen wir sicher, dass diese auch die Gesellschaft widerspiegelt. So können wir die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kunden mit viel akkurater erfüllen.

Wie können eigentlich Mitarbeiter*innen im eigenen Haus mitgenommen werden, wenn es Veränderungsprozesse in Richtung Diversity geben soll?

Wir nutzen hierfür unsere interne Plattform „All ideas matter“, auf der alle ihre Ideen darüber mitteilen können, was im Unternehmen verbessert werden kann. Außerdem führen wir Mitarbeiter-Ressourcengruppen – sogenannte „Communities“ – ein, deren Hauptziel es ist, eine gemeinsame Basis zu schaffen, auf der Kräfte gebündelt und wichtige Themen diskutieren werden können. Schließlich sammeln wir täglich Informationen auf der Grundlage von internen und externen Umfragen. Diese helfen uns zu verstehen, was wir verbessern können und was die Mitarbeitenden an unserer Kultur schätzen.

Wie reagieren Kund*innen auf ein divers aufgestelltes Unternehmen?

Fantasie, Kreativität und Innovation werden durch Vielfalt geboren. Da unsere Kunden diese Überzeugung teilen, arbeiten wir bei der Einstellung und Entwicklung unserer Mitarbeitenden eng mit ihnen zusammen. Wir erforschen außerdem neue Wege, um diese Vielfalt zum Leben zu erwecken, etwa indem wir Kunden im Metaverse bedienen, wo es keine Grenzen gibt, bezüglich wer man sein kann und will.

Ist Diversity hier vielleicht sogar ein Marketing-Argument?

Wir tun es, weil es richtig ist. Für uns ist eine Frage von Werten. Mehr als 50% unserer Belegschaft sind weiblich und wir haben eine große LGBTQ+-Gemeinschaft. Für uns ist dies ein erster Hinweis darauf, dass unsere Mitarbeitenden das Gefühl haben, dass sie in ihrem Arbeitsumfeld sie selbst sein können.

Ihr Tipp für kleinere Unternehmen was Diversität im Recruiting-Prozess angeht.

Beginnen Sie damit, sich Ihrer impliziten Vorurteile bewusst zu werden: Jede noch so kleine Entscheidung hat eine große Wirkung.

Stellen Sie im Zweifelsfall nie nach Ihrem Ebenbild ein, denn so verlieren Sie die Möglichkeit, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Aber es sollte nie nur um die Personalsuche gehen. Sie können bei der Rekrutierung einer vielfältigen Belegschaft großartige Arbeit leisten, aber wenn die Unternehmenskultur nicht integrativ genug ist, werden diese Talente das Unternehmen im Handumdrehen wieder verlassen. Investieren Sie in ein Umfeld, in dem sich die Menschen respektiert fühlen und in dem sie sie selbst sein können, und zwar jederzeit.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Über Ana Sanches
Ana Sanches ist VP of Diversity, Equity, and Inclusion bei Teleperformance, eine Funktion, die direkt an den CEO in Portugal berichtet. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Management an der Nova School of Business and Economics begann sie ihre Karriere im Versorgungssektor, wo sie zwölf Jahre lang arbeitete und sich zum ersten Mal mit den Themen Diversity und Inclusion beschäftigte. Anschließend arbeitete Ana in der Technologiebranche, wo sie sich als People Experience Manager erneut auf die Reise und das Wohlbefinden der Mitarbeiter konzentrierte. Heute arbeitet sie bei Teleperformance Portugal daran, durch DEI- und Engagement-Initiativen eine Kultur zu schaffen, in der sich jeder gehört fühlt, wertgeschätzt wird und dazugehört. Neben ihrer Arbeit ist sie stolze Mutter von zwei Kindern und Aktivistin für die Rechte von Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Entbindung.

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