GründenGründerinnen im Porträt

Gut fürs Allgemeinwissen: Ines Walk hat Quizworld gegründet

Ines Walk hat gegründet – mit 58 Jahren hat sie aus der Erwerbslosigkeit das Unternehmen Quizworld ins Leben gerufen. Schon nach einem Jahr konnte sie damit ihre Existenz sichern. Mit SHE works! sprach sie über ihre Idee, ihr Vorgehen und den Mut, die eigene Vorstellung umzusetzen.

Was ist die Besonderheit Ihres Unternehmens?

Nach meiner Recherche gibt es zwei unterschiedliche Arten von Quiz-Anbietern im Internet (Apps mal ausgenommen). Zum einen sind es die großen Verlage wie Spiegel, Zeit oder Welt, die täglich Quiz anbieten. Allerdings fehlt ihnen meistens ein Fragen-Archiv oder eine monatliche Bestenliste. Das Angebot ist auch meistens eines von vielen, unter Politik und Sport. Es muss gesucht werden. Dann gibt es Quiz-Websites. Die wiederum haben genau das, was den großen Verlagen fehlt, aber arbeiten nicht tagesaktuell.

Ich wollte genau beides zusammenbringen, also eine Quiz-Community schaffen und Quiz zu aktuellen Themen zusammenstellen wie zum Beispiel der aktuellen Disney+Serie „Shogun“ oder dem 300. Geburtstag von Immanuel Kant. Dieses Zusammenspiel unterscheidet Quizworld von anderen Quizanbietern. Natürlich mache ich viel zum Allgemeinwissen, das, was die meisten User nachfragen, aber ich leiste mir eben auch besondere thematische Quiz.

Was sind Ihre bisherigen Meilensteine seit der Gründung beziehungsweise seit der ersten Idee des Projekts?

Zunächst natürlich, dass ich die Idee umsetzen konnte und die Website im Mai 2022 online ging. Ein Launch ist immer ein Ereignis, nicht unbedingt für die Welt, aber für einen selbst. Danach gab es diverse Meilensteine, wie die ersten 1.000 Anmeldungen, das 1.000te Quiz, das 10.000te Mitglied etc.. Wichtig war natürlich auch die Vermarktung der Website. Seit Mai 2023 arbeite ich mit einer Agentur zusammen, was sich als sehr vorteilhaft erwiesen hat.

Sie haben mit 58 Jahren gegründet. Warum jetzt?

Trotz (oder auch wegen) meiner vielen Erfahrungen im redaktionellen Geschäft, die ich über 20 Jahren als Redakteurin sammeln konnte, ist der Arbeitsmarkt für mich nicht gerüstet. Ehrlich geantwortet: Ich bin für viele Arbeitgeber zu teuer und zu alt. Das aktuelle Mediengeschäft ist ein junges, gerade auch, weil es so schnell ist und viele denken, dass ältere Menschen mit dieser Schnelligkeit nicht mitkommen würden. Meines Erachtens ist das eine Fehleinschätzung.

Ich habe mich aber davon nicht abschrecken lassen oder meine Zeit niedergeschlagen auf dem Sofa verbracht. Vielmehr dachte ich, dass ich mit dem, was ich alles weiß und mit den vielen Erfahrungen, auch etwas Eigenes machen kann und damit die Zeit bis zu meiner Rente und sogar darüber hinaus finanziell unabhängig bestreiten kann. Nach dem jetzigen Stand ist mir das gelungen. Ich arbeite dafür, dass es weiter so läuft.

Ist es schwer, aus der Erwerbslosigkeit heraus zu gründen?

Ich fand es erstaunlich leicht und ohne große bürokratische Hürden. Wer den Plan fasst und ein kleines Konzept formuliert, wird vom Arbeitsamt an eine Unternehmensberatung weitergeleitet und erhält von dieser Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans. Beratung zu diversen Themen wie Finanzen und Steuern sind ebenfalls drin. Das war alles sehr hilfreich.

Mit 58 Jahren zu gründen, ist (leider) immer noch eine Ausnahme. Was können Sie anderen Frauen im ähnlichen Alter als Tipp mitgeben?

Mut haben und auf die eigenen Erfahrungen bauen. Diese auch selbstbewusst zeigen. Dann sind viele Argumente gegen eine Gründung schon ausgeräumt.

Gab es Förderprogramme?

Ja, bestimmt. Aber da kenne ich mich nicht aus. Ich habe die Gründung aus eigener Tasche finanziert.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer*innen und Mentor*innen?

Zunächst war es ein Freund. Wir sind während der Corona-Zeit viel spazieren gegangen, haben überlegt, was wir alles machen könnten und ich hatte die Möglichkeit, ihm meine Idee mehrfach bis ins Kleinste zu erzählen. Das wäre auch noch ein Tipp für jeden Menschen, der gründen möchte: mit der Idee hausieren gehen. Dann kommen von vielen, auch unerwarteten Seiten Argumente dagegen oder dafür. Das ist sehr wertvoll.

Dann bin ich auch froh, dass ich auf ein altes Netzwerk zurückgreifen konnte. Das ist ein weiterer Tipp. Eigentlich bin ich überhaupt keine Netzwerkerin, aber dann habe doch den Kontakt zu einem bekannten Entwickler gesucht, der meine erste Website vor 20 Jahren gebaut hat. Beide haben wir uns weiterentwickelt, auch in unterschiedliche Richtungen, aber er konnte mir einen Kontakt zu einem anderen Entwickler vermitteln.

Und ich bin sehr froh, dass dieser auch nach dem Relauch des Projekts Quizworld derart interessant findet, dass er weiter mit mir zusammenarbeitet. Wir haben schon einige Hürden gemeistert. Zum Beispiel hat Google Quizworld nach etwa einem halben Jahr erst richtig wahrgenommen und auf einmal kamen nicht mehr Hunderte User pro Tag, sondern Tausende. Der Server ist zusammengebrochen. Das passiert bestimmt vielen, die sehr unerwartet und sehr schnell wachsen. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen an meinen Quiz-Inhalten interessiert sind. Das Problem habe ich dank meines Entwicklers aber schnell in den Griff bekommen.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Ich bin gelernte Baufacharbeiterin. Die meisten staunen darüber, aber in der DDR gab es den Bildungsweg Berufsausbildung mit Abitur. Und so habe ich damals drei Jahre Wände gemauert sowie verputzt und daneben Physik und Mathe gepaukt. Aber der Berufszweig interessierte mich später nicht mehr. Ich habe dann Kulturmanagement studiert, jedenfalls würde ich es heute so nennen. Zu DDR-Zeiten hieß es staatlich geprüfter Kultur- und Klubhausleiter. Dort habe ich viel gelernt, unter anderem Konzepte zu denken und diese auch umzusetzen. Mit dem Fall der Mauer war der Beruf Geschichte. Der Berufsabschluss wurde zunächst nicht anerkannt, es gab ihn nicht in der alten Republik, also durfte es ihn in der neuen auch nicht geben. Die Wendezeit war zwar unglaublich spannend, aber existentiell sehr schwierig. Ich habe dann ein weiteres Studium an der Freien Universität absolviert, nebenbei gejobbt. Aus Geldgründen hatte ich in Rekordzeit und mit Bestnote ein Magister in Publizistik, Neuere Geschichte und Soziologie in der Tasche.

Schon während des Studiums wurde mein Thema dann der Film. Nach der Organisation von Ausstellungen im Filmmuseum Potsdam habe ich meine erste Website gebaut: film-zeit.de. Es war ein Pressespiegel über Filme und Serien im deutschen Feuilleton. Allerdings steckte keine wirkliche Geschäftsidee dahinter, sodass ich damit zwar eine Nische zufrieden machte, aber kein Geld verdiente. Aber dann war klar, es ist die Online Redaktion, der ich mich verbunden fühle. Ich begann dann als Autorin beim damals neugegründeten Filmportal moviepilot.de. Dort war ich 13 Jahre, mehrere als Chefredakteurin. Vieles, was ich heute in meiner beruflichen DNA habe, wie Themen finden oder suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, habe ich dort gelernt und gelehrt.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Aktuell muss ich das gar nicht. Ich habe einen sehr guten Stand bei Google Discover, das heißt, die Quiz-Artikel erscheinen im Google Feed bei Menschen auf ihrem Smartphone, die sich für Quiz, Allgemeinwissen oder ähnliches interessieren. Wenn sie auf ein Quiz klicken und diesen spielen, erscheinen weitere in ihrem Feed. Dort organisch zu erscheinen und Menschen dazu zu animieren, wieder ein Quiz zu spielen und zurückzukommen, ist besser und deutlich billiger als jede Werbung.

Welchen Traum möchten Sie mit ihrem Unternehmen/Projekt verwirklichen?

Quizworld soll es auch noch in 10, 15 Jahren geben. Das Internet ist sehr schnelllebig. Manche Dinge verschwinden einfach, wenn sie nicht mit der Zeit gehen oder die Menschen kein Interesse mehr daran haben. Hier will ich am Ball bleiben.

Ich habe auch noch einige Ideen, Quizworld noch attraktiver mit zusätzlichen Angeboten zu machen. Da ich selbst gern Spieleabende organisiere und überhaupt ein Interesse für Spiele aller Art habe, würde ich gern eine Quiz-Challenge entwickeln. Technisch, weniger inhaltlich, wäre das eine neue Herausforderung. Aber das steckt noch in der Entwicklung fest. Mal sehen, was wir daraus machen.

Was macht Sie als Unternehmer*innen-Persönlichkeit aus?

Ich denke, es ist die Leidenschaft für das Projekt. Ich bin eine Generalistin und interessiere mich für viele Themen. Film klar, aber auch Geschichte, Literatur, Politik, Sport und, und. Es macht mir nicht nur Spaß, Quizfragen zu stricken. Ständig habe ich neue Ideen, was ich noch machen könnte. Ich mag es auch, Wissen zu ordnen. Da ich jede einzelne Quizfrage mit mehreren Schlagwörtern versehe, passt das also hervorragend. Ich lerne selbst jeden Tag viel dazu und das ist super.

Außerdem kann ich sehr gut ein Konzept auf seine Praktikabilität abklopfen. Das war nicht nur bei meinen vorherigen Arbeitsverhältnissen wichtig, sondern ist sehr wertvoll bei Gründungen, denn die Bodenhaftung bleibt dadurch erhalten. Was muss getan werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Welche Prioritäten setze ich? Da hilft es natürlich auch, pragmatisch zu sein. Das bin ich, vielleicht sogar etwas zu viel. Aber Pragmatismus ist wiederum förderlich, um viele Dinge effizient zu machen. Immerhin steckt hinter Quizworld kein großer Verlag, letztlich ist es fast eine One-Woman-Show. Das fällt doch nicht wirklich auf, oder?

Vielen Dank für das Gespräch!

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