Gründerinnen im Porträt

MARI&ANNE: Kosmetik mit Weitblick

Foto: Sabine Lewandowski

MARI&ANNE ist eine Manufaktur im Herzen Frankens, in der wir 100 % natürliche Hautpflegeprodukte mit kaltgepresstem regionalem Traubenkernöl in Handarbeit herstellen. Unsere Unisex-Produkte kommen ohne viel Schnick Schnack ganz minimalistisch daher. Mit unserer Arbeit, die wir über die Naturkosmetik hinaus auch in unserem Kreativatelier fortsetzen, möchten wir Sehgewohnheiten ändern und ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft schaffen.Gegründet wurde das Startup von Marianne Lewandowski. Die Gründermutter leitet das Unternehmen gemeinsam mit ihren Töchtern.

MARI&ANNE gehört zu den Preisträger*innen der Kultur- und Kreativpiloten 2021.

Was ist die Besonderheit Ihres Start-ups?

MARI&ANNE ist ein junges, generationenübergreifendes Familienunternehmen, in dem vor allem meine Eltern Marianne und Harry, meine mit dem Down-Syndrom geborene Schwester Marina und ich arbeiten. MARI&ANNE vereint Tradition und Moderne mit Minimalismus, einem Augenzwinkern und frischen Blick auf die Welt.

Was sind Ihre ersten beruflichen Erfolge?

Berufliche Erfolge definiert jede/r anders. Für mich war es immer die Möglichkeit, mit meinen Talenten selbstständig zu arbeiten und damit Geld zu verdienen. Das hat bereits im Studium als freie Fotografin begonnen & ist wohl aktuell mit dem Aufbau und der Geschäftsführung von MARI&ANNE ein weiterer Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Mit 15 Jahren habe ich eine klassische Ausbildung zur Steuerfachangestellten absolviert und danach einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Erst mit 23 Jahren habe ich den Entschluss gefasst, noch einmal neu zu beginnen um dann über Umwege Design mit Schwerpunkt Fotografie und Grafikdesign studiert. Bereits während des Studiums war ich als selbstständige Fotografin und Grafikdesignerin tätig. Zwischenzeitlich erfolgten noch 2 Festanstellungen in einer Fotostiftung in Hamburg und einem Coworkingspace in Bremen. Meine klassische Ausbildung, gepaart mit meinem Designstudium haben mir ganz unterschiedliche Werkzeuge an die Hand gegeben. So lag es für mich Nahe, mein Wissen und die Erfahrung meiner Mutter Marianne im Bereich Naturkosmetik zu vereinen und 2020 gemeinsam mit ihr, MARI&ANNE zu gründen.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Es gab nicht diesen einen entscheidenden Auslöser für die Gründung. Es war ein Prozess, der bei mir erst nach meinem Studium reifte. Marianne hatte sich über die Jahre so viel wertvolle Erfahrung im Bereich Naturkosmetik angesammelt, bereits einige Rezepturen entwickelt und Produkte auf Märkten in Franken verkauft. Ihrem Wissen und ihrer Erfahrung fehlte nur noch ein Konzept mit einem durchdachten Design und der Erzählung unserer Geschichte. Alles Dinge, die ich in meinem Studium lernen durfte. So konnte ich sie in diesem Punkt ergänzen und die Idee, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen, nahm Form an.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?

Helfer und Mentoren waren und sind Familie, Freunde und ein tolles Netzwerk an jungen GründerInnen die ich im Laufe der letzten Jahre kennenlernen durfte. Unter diesen Menschen sind Eltern, erfahrene GeschäftsführerInnen, junge GründerInnen die bereits selbst einige Erfahrungen gemacht haben, sowie Freude die an uns und unser Konzept glauben.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?

Ich würde sagen, es gab und gibt immer noch viele kleine Herausforderungen. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und habe mit dem Unternehmertum eine neue Welt kennen gelernt. Hier prasselten vor allem zu Beginn so viele neue Erfahrungen und Herausforderungen auf mich ein, mit denen ich erst einmal lernen musste, umzugehen. Das waren zum einen bürokratische Hürden, die wir mit MARI&ANNE gehen mussten – über die erste Anstellung von fremdem Personal bis hin zur Vermarktung unsere Produkte. All diese Herausforderungen habe ich durch den starken Rückhalt meiner HelferInnen und MentorInnen immer wieder meistern können.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam?

Wir haben uns vor allem für das Medium Instagram entschieden, weil es für uns die Möglichkeit war und ist, direkt mit unseren Kundinnen und Kunden in Kontakt zu treten. Instagram ist als Plattform sehr zeitintensiv aber wir finden es großartig direkt mit unserer Zielgruppe kommunizieren zu können. Die Produkte von MARI&ANNE sind hauptsächlich in unserem eigenen Online Shop erhältlich. Zudem arbeiten wir mit ausgewählten HändlerInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. So schaffen wir noch einmal eine andere Aufmerksamkeit und Nähe zu unseren Produkten.

Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?

Ich würde sagen, die beste Vermarktung sind wir als Persönlichkeiten. Gerade in der Nische der Naturkosmetik gibt es mittlerweile so viele Angebote am Markt. Wir erzählen einfach unsere eigene Geschichte. Wir berichten immer wieder darüber, warum wir das machen, was wir machen und was unser Ziel mit MARI&ANNE ist. Vor allem die Pflegeprodukte hinter MARI&ANNE entstanden schon in den 90er Jahren als meine Mutter und Mitgründerin Marianne als gelernte Krankenschwester eigene Salben und Seifen entwickelte. Ihre Motivation war meine damalige Hauterkrankung – eine periorale Dermatitis im Gesicht. Diese Krankheit wird u. a. durch die Psyche und die Überreizung der Haut durch unterschiedliche Pflegeprodukte ausgelöst. Diese Geschichte erzählen wir auch unseren Kundinnen und Kunden immer mal wieder. Zudem ist meine Schwester Marina ein Teil von MARI&ANNE. Marina hat das Down-Syndrom und hat über zehn Jahre begeistert in den Mainfränkischen Werkstätten gearbeitet. Bis Corona kam… diese Zeit haben wir genutzt, um sie voll und ganz bei MARI&ANNE zu integrieren. Sie hilft in der Produktion, ist Gesicht des Unternehmens, illustriert und zeigt den Menschen da draußen einfach ihre Lebensfreude. Das steckt unsere Kundinnen und Kunden an und ist meiner Meinung nach die ehrlichste, authentischste und wichtigste Vermarktung von Produkten.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?

MARI&ANNE ist noch komplett eigenfinanziert, wir haben einfach losgelegt. Ein großes Glück ist es auch, dass wir als Gründerinnen-Team so vielseitig sind. Um Konzept, Design, Fotografie, Produktideen, Administratives und Marketing kümmere ich mich, die Produktion liegt in Mariannes Händen. Alles was wir mit unseren Produktverkäufen einnehmen, investieren wir in den Aufbau von MARI&ANNE weil wir glauben, dass organisches Wachstum noch möglich ist.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?

Mein größter Traum ist aktuell die Freiheiten, die Unternehmertum mit sich bringen, leben zu können um meine Talente in neuen Ideen, Konzepten und der Fotografie zu nutzen. Aktuell ist es leider noch nicht möglich, da MARI&ANNE ein Fulltime-Job ist.

Ihr Tipp: Was würden Sie anderen Gründerinnen empfehlen?

Tipps oder Empfehlungen finde ich immer schwierig, da meiner Meinung nach jeder Gründer und jede Gründerin einen ganz eigenen Weg hat. Rückblickend würde ich empfehlen, auch die Talfahrten als etwas Positives zu betrachten und sich dadurch nicht demotivieren zu lassen. Gründen ist eine Reise, voller Herausforderungen aber auch spannender Abendteuer und Möglichkeiten. GründerInnen sollten sich definitiv Zeit für sich nehmen, um auf dieser Reise auch immer wieder Ruhepausen einzulegen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Hier geht es direkt zur Homepage von MARI&ANNE.

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