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Am 8. März ist Weltfrauentag

Ein Kommentar von Henrike von Platen, Präsidentin des bpw

In China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei. In anderen Ländern ist es Tradition, dass Chefs ihren Mitarbeiterinnen Blumen schenken. Zu schade, dass er in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Ist dieser Tag nur ein weiteres nettes Lippenbekenntnis?

„Nein“, sagt Henrike von Platen, „der Weltfrauentag regt an, Bilanz zu ziehen darüber, wie weit die Länder dieser Welt in Sachen Gleichstellung heute sind. Er regt an, über die Baustellen, wie das Entgeltgleichheitsgesetz und die Genderquote, an denen bei uns in Deutschland gegenwärtig gearbeitet wird, nachzudenken. Die Gründe für diese Maßnahmen müssen immer wieder aufs Neue diskutiert und ins allgemeine Bewusstsein gebracht werden. Seit Clara Zetkin im August 1910 die Einführung eines internationalen Frauentages vorschlug (gegen den Willen ihrer männlichen Parteikollegen) und seit der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking vor 20 Jahren, wo sich 189 UN-Mitgliedstaaten einer gleichberechtigten Zukunft verpflichteten, hat sich in Richtung Gleichberechtigung viel getan. Aber machen wir uns nichts vor: leider zu langsam und noch nicht genug.

Weltfrauentag und der Arbeitsmarkt

Obwohl sich auf dem Arbeitsmarkt die Situation der Frauen in den vergangenen Jahren weltweit verbessert hat, werden Frauen in Deutschland nach wie vor schlechter bezahlt als Männer und sind in den deutschen Führungsetagen unterrepräsentiert. Selten waren diese Themen so aktuell wie in diesen Tagen, das macht Mut und lässt hoffen. Es wird viel diskutiert oder auch in trockene Tücher gebracht. Wie zum Beispiel der Mindestlohn, der mit 8,50 Euro pro Stunde seit dem 1. Januar gilt. Damit steigen insbesondere die Einkommen von Arbeitnehmenden in den ostdeutschen Bundesländern, von geringfügig Beschäftigten – und vor allem von Frauen. Denn zwei Drittel der Erwerbstätigen im Niedriglohnsektor sind weiblich.

Auch die Debatte um die Genderquote erreichte diese Woche wieder einen Höhepunkt. Dabei ist doch eines ganz klar: Gleiche Qualifikation braucht gleiche Chancen! Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese sich von alleine leider nicht einstellen. Deshalb sind wir – trotz der gegensätzlichen Meinungen – auf einem steinigen, aber guten Weg. Ohne diesen zähen Kampf lässt sich der Weg nicht ebnen. Es ist höchste Zeit, dass das Wort „Quote“ endlich entstigmatisiert wird. Schließlich geht es um Chancengleichheit, um eine Genderquote und keinen Makel, der künftig „Quotenfrauen“ angehaftet wird. Um das Potenzial von Frauen sichtbar zu machen, ist es das Ziel des BPW Germany, Frauen über Branchen und Ländergrenzen hinweg zu vernetzen, bei der beruflichen Entwicklung zu unterstützen und gleichberechtigte Karrierechancen zu schaffen.

Was wird gewünscht?

Ich wünsche mir mehr Solidarität – unter den Frauen, den verschiedenen Frauenverbänden und Männern und Frauen. Wir Frauen müssen mehr miteinander sprechen und vor allem unternehmen. Damit solche Formulierungen wie „Karriere-Rabenmutter“ oder „Heimchen am Herd“ endlich aus unserem Wortschatz verbannt werden. Vielfalt heißt, dass es auch da keine Wertung geben darf, wer besser ist, oder wer nicht. Jede Frau und jeder Mann muss selbstbestimmt die Arbeit leisten können, die zum individuellen Lebensmodell passt. Stattdessen wird noch viel zu oft klassischen Rollenbildern gefolgt. Um diese abzubauen, müssen nicht nur Sozialpartner und Politik bei der Frage um Lohngerechtigkeit und Gleichstellung in der Arbeitswelt zusammenarbeiten, sondern auch die Männer zu Hause, von denen sich immer mehr eine gleichberechtigte Aufgabenteilung wünschen.

Eine neue Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass im Jahr 2014 nur bei 13 Prozent der Paare in Deutschland die Frau mehr als ihr Ehe- oder Lebenspartner verdient. Am 20. März rufen wir unter dem Motto Spiel mit offenen Karten: Was verdienen Frauen und Männer den Equal Pay Day aus, um dem Gender Pay Gap von 22 Prozent endlich an den Kragen zu gehen. Wenn es gelingt, Lohntransparenz zu schaffen, ziehen vielleicht schon bald die Frauen im Gehaltspoker das Ass. In den letzten vier Jahren hat sich die Lohnlücke gerade mal um ein Prozent gesenkt. Vielleicht wird sie nie ganz verschwinden, wie auch nicht die Chefs, die lieber Männer einstellen oder befördern. Aber Aufklärung und Vorbilder können die Bilder in den Köpfen und das gesellschaftliche Klima verändern. Deshalb müssen wir uns dem Ziel einer gleichberechtigten Zukunft immer wieder verpflichten und seine Umsetzung gemeinsam – mit Männern und Frauen – antreiben, nicht nur am Weltfrauentag.“

Mann und Frau schreien sich mit Megafon über eine Klippe hinweg an
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