Data Analyst Katharina Mohr: Vom Kleinen zum Großen
Aus der Redaktion
Durch das Techionista-Programm wird Katharina Mohr von der Molekularbiologin zum Data Analyst.
Moleküle sind – seien wir uns ehrlich – als Bestandteile des menschlichen Körpers – schon ziemlich klein. Die Arbeit in Projekten mit großen Teams bildet da einen ziemlichen Gegensatz. Warum Katharina Mohr über das Techionista-Programm den Weg von der Molekularbiologie in die IT gewählt hat und wo es vielleicht doch Gemeinsamkeiten mit ihrer früheren Tätigkeit gibt, erklärt sie im Gespräch.
Katharina, Sie sind Data Analyst bei Avanade – was machen Sie konkret operativ im Arbeitsalltag?
Vom Kleinen ins Große, so hab ich das noch gar nie betrachtet. Aber da ist was dran, wenn aber auch in der Molekularbiologie meist größere Teams an einem Projekt zusammen arbeiten. Da gibt es definitiv Überschneidungen zu meinem jetzigen Arbeitsalltag. Momentan bin ich stark im sogenannten Data Engineering aktiv. Dabei analysiere ich so ziemlich alle vorhandenen Daten bei „meinem“ Kunden, um zum Beispiel anwenderfreundliche Visualisierungen zu erstellen. Das reicht vom Inventar über die Logistik bis zu Finanz- und Kundendaten. Mein Projekt derzeit zielt konkret darauf, Auswertungen und Berichte übersichtlicher zu gestalten und so die überholte Darstellung mit vielen, vielen Zeilen und Spalten durch eine zeitgemäße, schlanke und doch informative Darstellung zu ersetzen.
Das klingt spannend und herausfordernd. Wie ist Ihre Begeisterung für solche Themen entstanden? Immerhin haben Sie ursprünglich in einem ganz anderen Umfeld studiert.
Die Motivation für technische Themen war eigentlich schon immer bei mir da. Ein zweiter Master im Fach Bioinformatik hätte mich zum Beispiel durchaus gereizt. Anders als in der Forschung sind aber die Rahmenbedingungen in der freien Wirtschaft einfach attraktiver. Von daher hatte ich immer ein Auge auf spannende Möglichkeiten. Für mich war klar: Wenn ich wechsle, muss es zum Beispiel einen Karrierepfad und einen unbefristeten Arbeitsvertrag geben, was in der Forschung leider oft nicht der Fall ist. Die forschende Arbeit selbst ist sehr schön, und ich habe sie sehr geschätzt. Aber ich bin um die zusätzlichen Vorteile froh, die ich jetzt erfahren darf.
War der „Karrierewechsel“ zu einer Data Analyst für Sie herausfordernd?
Technisch konnte ich tatsächlich so gut wie gar nichts mitnehmen. Aber vom Modus her durchaus. Mein Arbeitsalltag wurde auch in meinem vorigen Beruf stark von der Projektarbeit geprägt, ich musste Kundenaufträge erfüllen, usw. Inhaltlich besteht allerdings relativ wenig Deckungsgleichheit. Das habe ich aber letztlich gar nicht so als Herausforderung empfunden, ich wollte ja die Veränderung. Herausfordernd war eher das eigene Gefühl, nochmals von vorne anzufangen, bei allem nachfragen zu müssen – also ein totaler Anfänger zu sein, und das bei einem bereits attraktiven Gehalt. Das Techionista-Programm ist ja immerhin über die vollen 4 Monate bezahlt.
Inwiefern hat Ihr Unternehmen Sie unterstützt?
Das Programm war für mich eine super Gelegenheit, da ich mich bereits zum Wechsel aus der Forschung in die Wirtschaft entschieden hatte. Daher habe ich recherchiert und über ein Bootcamp nachgedacht. Ende März 2022 habe ich das Techionista Programm entdeckt, in das ich sehr kurzfristig eintreten durfte. Im Techionista-Programm, mit dem mein Arbeitgeber Avanade Quereinstiege in die IT-Welt ermöglicht, werden zunächst einmal wirklich alle Basics abgedeckt. Es gibt die erwähnte Vergütung, sodass man sich das Ganze überhaupt leisten kann. Darüber hinaus gab es natürlich umfassende Trainings für Tech- und Soft-Skills. Außerdem gibt es das „Buddy-Programm“, bei dem ich einen Mentor erhalten habe. Zudem haben andere Frauen, die bei Avanade arbeiten, immer wieder von ihrem Werdegang und ihren Erfahrungen berichtet, international. Diese „Inspirational Talks“ waren sehr bereichernd und auch motivierend!
Wie lief die Ausbildung im Techionista-Programm genau ab?
Das Programm hat komplett online stattgefunden. Einige Kurse hatte Techionista selbst gemacht, vor allem für die Soft Skills. Weitere Angebote mit sehr vielen auch technischen Inhalten gab es über die DataCamp-Plattform, zu der alle Teilnehmenden einen Zugang hatten. Einen dritten Bestandteil hat Microsoft beigesteuert und inhaltlich unterfüttert, mit eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Da Avanade hauptsächlich mit Mircosft-Produkten arbeitet, galt es drei Microsoft Zertifikate im Bereich Data Analytics und Data Engineering zu erwerben. Zudem gab es zwei „Case Studys“, bei denen wir als Team konkrete Aufgabenstellungen im Rahmen eines zweiwöchigen Auftrags bearbeitet haben. Zum Abschluss gab es eine Urkunde und eine kleine online Zeremonie.
Was ist Ihr Rat für andere Frauen, die jetzt vielleicht überlegen, ob das für sie auch infrage käme?
Macht es! Es mag schon ein großer Schritt sein … Aufhören, was man selbst kann, etwas Neues wagen, von dem man selbst ja nicht mal genau weiß, ob es wirklich passt … Dennoch, wer sich wirklich verändern möchte, sollte zugreifen, wenn es die Umstände erlauben. Es ist die beste Gelegenheit für einen neuen Aufbruch. Allein die Erfahrung ist sehr wertvoll. Die Rückkehr in den alten Job wäre zudem theoretisch immer noch möglich. Und es ist zumindest bei mir so gewesen, dass ich mich gut ausprobieren konnte. Ich hätte zum Beispiel auch noch die Fachrichtung anpassen können. Es war natürlich alles neu, aber auch absolut machbar. Es wird einem nichts geschenkt, aber ich habe mich nie überfordert gefühlt. Das Programm ist sehr gut aufgearbeitet und strukturiert, alle Teilnehmerinnen werden da super abgeholt.
Ihr jetziges Aufgabengebiet ist ja technologisch anspruchsvoll, ebenso ihr vorheriges, wenn auch in einer anderen Richtung. Ist eine naturwissenschaftliche Begabung aus ihrer Sicht unbedingt notwendig?
Eine naturwissenschaftliche Vorkenntnis ist vermutlich schon vorteilhaft, einfach, weil sie ja wahrscheinlich aus einem entsprechenden Interesse entstanden ist. Letztlich geht es darum, Problemstellungen zu lösen, logisches Denken zu nutzen. Das war für mich persönlich in meiner alten Disziplin nötig und ist es auch jetzt in der neuen. Ich denke schon, dass Geisteswissenschaftler eine größere Lücke zu schließen hätten, aber auch das ist sicherlich machbar, wenn das Interesse da ist. Und eins steht fest: Die naturwissenschaftliche Vorkenntnis allein reicht nicht – der persönliche Einsatz und die Lernbereitschaft machen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.
Richten wir den Blick doch mal nach vorne: Wo sehen Sie sich fünf Jahre nach Ihrem Berufswechsel?
Ich möchte hier bei Avanade weiter vorankommen. Derzeit arbeite ich an meinem ersten Projekt, bin aber gleichzeitig auch gespannt auf alle weiteren Herausforderungen, die noch kommen werden. Ich habe schon viel gelernt, freue mich aber auch schon auf weitere Aufgaben. Dabei möchte ich mich inhaltlich weiterentwickeln und stetig mehr Verantwortung übernehmen. Ich denke schon, dass ich mittelfristig zum Beispiel auch Projekt- und Teamleitung anpacken werde, ohne dabei überehrgeizig zu sein. Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, dass ich weiß, dass all das hier möglich ist. Es liegt letztlich an mir, und das finde ich gut.
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