She for IT: Marcia Delgado von adesso für mehr weibliche Vorbilder
Mehr Frauen in den IT-Bereich. Um das Interesse zu wecken, braucht es Vorbilder, ist sich Marcia Delgado sicher.
Frau Delgado, wie wichtig sind Vorbilder für karriereorientierte Frauen?
Unheimlich wichtig! Vorbilder geben karriereorientierten Frauen Inspiration, Motivation und äußere Im-pulse für das Leben sowie für den Beruf. Sie lösen in uns ein gewisses Sicherheitsgefühl aus. Sie zeigen nämlich, dass etwas grundsätzlich erreichbar ist. Und was ich persönlich noch spannender finde, ist die Erkenntnis, dass der Mensch, mit dem man sich unbewusst identifiziert, Eigenschaften und Stärken verkörpert, welche man selbst im Inneren bereits trägt. Wie man dieses Potenzial ausbaut, liegt nun an einem selbst.
Gibt es Ihrer Meinung nach genug Frauen, die eine solche Rolle übernehmen?
Es gibt zweifelsohne jede Menge toller Frauen, zu denen man aufsehen könnte. Nur nicht sichtbar genug, nicht entsprechend anerkannt, nicht genügend wertgeschätzt, leider auch nicht in allen Branchen und was noch kritischer ist, nicht genug auf den höheren Etagen. Daher denke ich, es gibt noch viel zu tun. Die kommenden Generationen brauchen am besten zahlreiche Frauen, die als Vorbild agieren, ihre Erfahrungen und Ideen teilen, über ihre Fehler offen sprechen, neue Wege aufzeigen, Mut machen und das scheinbar Unmögliche als machbar beweisen.
Haben Sie selbst eine Frau, die Ihnen als Vorbild dient?
Nicht nur eine, ich habe viele Frauen als Vorbild. Im privaten Umfeld denke ich als Erstes an meine Mutter, für mich die mutigste Frau der Welt und an meine Schwester. In meinem beruflichen Netzwerk kenne ich viele erfolgreiche Frauen, die mich inspirieren. Über Events treffe ich immer wieder auf Frauen mit spannenden Life Stories, die mir Impulse geben. Über Social Media bewundere ich Politikerinnen und Macherinnen. Aber eine prominente Frau, die mir zurzeit als Vorbild für Durchsetzungskraft in einer klassischen Männerdomäne dient (dies in Analogie zu der IT-Branche, wo ich tätig bin), ist Martina Voss-Tecklenburg, die Bundestrainerin der Frauennationalmannschaft.
(Podcast mit Martina Voss-Tecklenburg „Mit starken Frauen raus aus den Klischees – was haben IT und Frauenfußball gemeinsam?“: https://www.youtube.com/watch?v=VwznuBbE18c)
Sie haben Wirtschaftswissenschaften studiert, arbeiten tun Sie aber in der IT beim Finanzsektor. Wie viele Frauen sind in diesem Bereich tätig?
Die IT-Branche ist stark von Männern dominiert. In Deutschland liegt der Anteil der Frauen unter den IT-Spezialisten bei lediglich ca. 17 Prozent und die Quote der weiblichen IT-Führungskräfte bei ca. 5 %. Diese Quoten spiegeln sich bei meinem Arbeitgeber wider. Ebenso im Bankenumfeld, wo ich als Consultant für meinen Arbeitgeber tätig bin, sind Frauen in Management-Positionen eine Seltenheit. Diese extremen Minderheiten sind besorgniserregend.
In der Initiative von adesso „adesso Elf“ geht es um aktive Frauenförderung. Können Sie erklären, was die Initiative verfolgt?
Die adesso Initiative „She for IT“ verfolgt das Ziel, Mädchen und Frauen für die IT zu begeistern. Die „adesso Elf“ ist ein wesentlicher Teil davon. Gemeinsam mit der She for IT-Botschafterin Martina Voss-Tecklenburg als Coach arbeitet diese 11-köpfige Mannschaft in unterschiedlichen Trainings und Bootca-mps an der Weiterentwicklung der persönlichen und beruflichen Fähigkeiten. Parallel zu diesem Coaching-Programm sowie zu unseren regulären Jobs beteiligen wir uns aktiv an der Operationalisierung der Kampagne und setzen wir uns gezielt für die Förderung von Frauen und deren Karrierechancen im Unternehmen ein.
Die „adesso Elf“ hat somit eine Vorbildfunktion, worauf setzt ihr da?
Wenn wir als IT-Frauen anderen Frauen vermitteln können, wie abwechslungsreich die Aufgaben in der IT-Branche sind und dass sich hier auch Frauen behaupten können, dann wirken wir als Botschafterinnen. Wir bieten anderen Frauen die Möglichkeit, sich mit uns zu identifizieren. Daher gehen wir mit adesso an Schulen und zu Berufsmessen, um über unsere Arbeit zu informieren, fungieren firmenintern als Sparringspartnerinnen, schaffen Begegnungen zum Austausch, begleiten weiblichen IT-Nachwuchs und motivieren Kolleginnen, ihre Stärken zu leben.
Vor der „adesso Elf“ haben Sie das adesso-Frauennetzwerk „FeMale adessi“ selbst gegründet. Was war der Antrieb für das Einrichten eines Frauennetzwerks?
Ich bin von der Kraft des Beziehungsmanagements überzeugt und daher eine Verfechterin von Netzwerken. Kontakte knüpfen, Wissen und Erfahrungen austauschen, Inspiration geben und erhalten, Sichtbarkeit schaffen und zusammen vorankommen. Dies sind neben der Fachkompetenz essenzielle Faktoren im Job, gerade für Frauen im männlich geprägten Umfeld. Deswegen habe ich bei adesso das Frauennetzwerk „FeMale adessi“ ins Leben gerufen und engagiere mich für den weiteren Ausbau der Frauen-Community. Hier können sich Frauen über alle Standorte, Fachabteilungen und Hierarchiestufen hinweg miteinander vernetzen und voneinander profitieren. Das geht über Online-Events hervorragend.
Frauennetzwerke geraten gelegentlich in die Kritik, sie wären nicht divers genug aufgestellt. Was halten Sie von diesem Vorwurf?
Der Einwand, dass reine Frauenrunden zu homogen wären, ist eben da. Aber ich erlebe Frauennetzwerke komplett anders! Sowohl die „FeMale adessi“ als auch die Frauennetzwerke, in denen ich mich engagiere. Diese Netzwerke sind in sich sehr heterogen, folgen einem solidarischen Prinzip und leben von der besonderen Energie des „yes you can, yes we can!“. Frauennetzwerke geben uns Frauen Hilfestellung in puncto Selbstbewusstsein, Sichtbarkeit und gegenseitiger Unterstützung. Am besten ergänzt man solche Netzwerkmöglichkeiten um weitere Communitys, denn je vielfältiger das persönliche und berufliche Netzwerk ist, desto tragfähiger.